Das Angesicht Jesu Christi | thebereancall.org

Hession, Roy

Das Angesicht Jesu Christi

Denn Gott, der dem Licht gebot, aus der Finsternis hervorzuleuchten, er hat es auch in unseren Herzen licht werden lassen, damit wir erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. – 2 Korinther 4,6

Auszug aus We Would See Jesus von Roy Hession

Was genau sehen wir, wenn wir Jesus Christus ins Angesicht schauen? Der Vers, den wir betrachten, sagt, wir würden nicht nur „erleuchtet werden mit der Erkenntnis Gottes“, sondern auch „erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“. In Ihm wird nicht nur Gott, sondern auch Seine Herrlichkeit gezeigt. Das gibt uns ein neues Verständnis dessen, was Gott herrlich macht – und es überrascht und schockiert uns. Denn das Gesicht, das die Herrlichkeit Gottes enthüllt, ist ein beschädigtes Gesicht, auf das gespukt und das durch die Bosheit der Menschen entstellt wurde. Das prophetische Wort von Jesaja über Ihn [sagt], „so sehr war sein Angesicht entstellt, mehr als das irgendeines Mannes, und seine Gestalt, mehr als die der Menschenkinder“ (Jesaja 52,14)….

Aber du sagst, das ist keine Sicht der Herrlichkeit, sondern von Schande und Schmach! Doch es ist Herrlichkeit wie Gott sie sieht, denn die Herrlichkeit Gottes besteht in etwas anderem als wir vermuten. Wir verfallen immer dem Denkfehler, Gott „sei gleich wie du“ (Psalm 50,21), und deshalb bestehe Seine Herrlichkeit aus ziemlich den gleichen Dingen wie die des Menschen, nur in größerem Maßstab.

Des Menschen Herrlichkeit wird normalerweise in seiner Fähigkeit vermutet, sich zu erhöhen, und andere zu demütigen, wie er will. Das ist Herrlichkeit, das ist Macht, sagt die Welt. „Man lobt dich, wenn es dir gut geht“ (Psalm 49,19). Wie oft haben wir die Herrlichkeit begehrt, als hochgestellter Verwaltungschef am Schreibtisch sitzen und Menschen herumkommandieren zu können, wie wir wollen! Herrlichkeit aus Menschensicht ist immer das, was ihn erhöht.

In Jesus sehen wir jedoch, dass die Herrlichkeit Gottes im genau Entgegengesetzten besteht – nicht so sehr in Seiner Fähigkeit, Sich zu erhöhen und den Menschen zu erniedrigen, sondern in Seiner Bereitschaft, Sich dem Menschen zuliebe zu erniedrigen; nicht so sehr in mächtiger Zurschaustellung von Kraft, die Seine Gegner in Stücke bricht, sondern eher, wie Er diese Macht verbirgt und Gnade für die Unwürdigen zeigt, wenn sie sich Ihm in Buße zuwenden. Als Moses sagte, „So laß mich doch deine Herrlichkeit sehen“, antwortete Gott, „Ich will alle meine Güte vor deinem Angesicht vorüberziehen lassen“ (2 Mose 33,18-19). Nicht „Ich werde all Meine Macht, Meine Majestät, Meine Heiligkeit vor dir vorüberziehen lassen“, sondern „Ich will alle Meine Güte für den Schwachen, den Sündigen und den Unwürdigen vor dir vorüberziehen lassen.“

Indem Er Seine Güte zeigte (im Neuen Testament wird sie Gnade genannt), zeigte Er Seine Herrlichkeit. Seine Herrlichkeit ist Seine Gnade (Epheser 1,6). Dies bringt die Engel dazu, ihr Gesicht zu verbergen und sich in staunender Anbetung vor Gott zu beugen. Und diese Herrlichkeit wird völlig im Angesicht Jesu und nirgendwo sonst gesehen. „Die Herrlichkeiten des Vaters leuchten in Ihm am vollkommensten.“

Das war das Konzept der Herrlichkeit, das des Schöpfers Sinn beschäftigte. Bei einer Gelegenheit sagte Er: „Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde“ (Johannes 12,23). Wenige Verse weiter spricht Er davon als der Stunde, in der er erhöht wird und alle Menschen zu sich zieht (Johannes 12,32). Immer wieder hatte Er gesagt, „Meine Stunde ist noch nicht gekommen“. Nun sagt Er, „sie ist gekommen“. Würden wir alle dies das erste Mal lesen, würden wir an dieser Stelle bestimmt sagen wollen. „Nie war die Stunde der Herrlichkeit und Rechtfertigung mehr verdient als in Seinem Fall, denn keiner ging je den Weg von Schmähung und Widerspruch geduldiger als Er!“ Wie sehr sind wir dann überrascht, wenn wir entdecken, dass Er nicht davon sprach, auf einen Thron erhöht zu werden, sondern an ein Holz, als öffentliches Spektakel der Schande – und all dies für den rebellischen Menschen, um ihn vor dem Elend seiner Sünde zu retten. „Dies“, sagt Jesus tatsächlich, „ist die Stunde Meiner Herrlichkeit, denn es ist die Stunde Meiner Gnade für Sünder.“ In Jesus sehen wir also, dass Gottes höchste Herrlichkeit darin besteht, dass Er unser tiefstes Glück sichert. Was für ein Gott ist dies!

Wie ist diese Sicht von Ihm verschieden von der Auffassung, die unser schuldiges Gewissen uns gegeben hat! Ein schuldiges Gewissen will immer, dass wir uns vor Ihm verbergen, als ob Er ein Gott mit einem großen Prügel wäre! Kein Wunder also, dass er fortfährt. „und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin [um die Herrlichkeit Gottes in Gnade zu offenbaren], werde alle zu mir ziehen.“ Das ist eine Offenbarung Gottes, die Ihn nicht nur begreiflich macht, sondern auch unendlich begehrenswert.

Wir müssen also nicht weiter als zum Angesicht Jesu Christi schauen, um Gott zu sehen, und zu wissen, wie Er wirklich ist.

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Roy Hession (1908-1992) war britischer Evangelist und Autor. Er nahm Jesus 1926 bei einem christlichen Ferienlager an. Nach zehn Jahre Arbeit für Barings, der Handelsbank, widmete er sich vollzeitigem Predigen und wurde einer der effektivsten christlichen Evangelisten in Britannien nach dem Zweiten Weltkrieg, besonders unter jungen Leuten. 1947 traf Hession Führer der East African Church, die damals eine beeindruckende Erweckung erfuhr, und erkannte sein tiefes, persönliches Bedürfnis. Es war, als begann er das christliche Leben neu, als er demütig zum Kreuz kam. Die Prinzipien, die der Herr ihn lehrte, wurden zunächst 1950 in The Calvary Road veröffentlicht und sind heute in über 70 Sprachen erhältlich! Zu Hessions anderen Titeln gehören We Would See Jesus und Be Filled Now.