Der Durst nach Gott | thebereancall.org

Hunt, Dave

Der Durst nach Gott

Hunt, Dave

Suchen und Kennen

Wenn man davon redet, „Gott zu kennen” oder „nach Gott zu dürsten“, kommen sofort mehrere wichtige Fragen auf: Was bedeutet es, Gott zu kennen? Wie kann man Ihn kennen, anstatt bloß von Ihm zu wissen? Und wie wird dieser universelle Durst gestillt? Nicht nur im Osten, sondern auch im Westen wird es heute zunehmend populär, Gott in mystischen Erfahrungen zu suchen. Bevor wir suchen, Gott zu erfahren oder mit Ihm durch Praxis bestimmter, garantierter Techniken zu kommunizieren, sollten wir jedoch unsere Aufmerksamkeit zuerst auf das geschriebene Wort Gottes richten, das der ganzen Menschheit zu geben Er solche Mühen in Kauf genommen hat. Jeremias Haltung gegenüber Gottes Wort sollte die unsere sein: 

Als ich deine Worte fand, da verschlang ich sie; deine Worte sind mir zur Freude und Wonne meines Herzens geworden. (Jeremia 15,16)

Jeder, der auf die spirituelle Reise geht, Gott zu suchen und zu kennen, fängt bestimmt am besten bei Seinem Wort, der Bibel an. Obgleich die Bibel Jahr für Jahr der Weltbestseller Nummer eins ist, lässt sie sich für viele ihrer Käufer nicht leicht lesen und verstaubt weitgehend auf ihren Bücherregalen. Keineswegs überraschend ist so eine Leserreaktion genau das, was man logischerweise erwarten kann, wenn die Bibel tatsächlich ist, was sie sagt: das Wort Gottes, gegeben sowohl als Leitfaden und zur Korrektur von Gottes oft rebellischen Geschöpfen. Wann war Tadel je populär oder leicht zu nehmen?

Die Reaktion des Menschen auf die Schrift führt zu einer interessanten Frage: Wenn der allwissende Schöpfer wirklich die Autoren der Bibel inspirierte, warum enthält sie so viel anscheinend „Negatives“? Warum berücksichtigte Gott nicht den „psychologischen“ Schaden, den ein solcher Ansatz (so sagt man heute) zerbrechlichen Psychen und Selbstbildern zufügt? James Montgomery Boice schreibt in Foundations of the Christian Faith:

Wenn Madison Avenue Manager versuchten, Leute für das christliche Leben zu gewinnen, würden sie seine positiven und erfüllenden Aspekte betonen….

Leider sind wir im Westen für genau ihr Denken (und für genau diese Art christlicher Evangelisation oder Verkaufskunst) so konditioniert, dass wir beinahe schockiert sind, wenn wir erfahren, dass das erst große Prinzip des Christentums negativ ist.

Es ist nicht so, wie manche sagen, „Komm zu Christus und alle deine Probleme werden verschwinden”. Der Herr selbst sagte: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Matthäus 16,24).

Kein Wunder, dass die Bibel ihren Anreiz verliert und so vollständig neu interpretiert wird, jetzt wo Selbstbestätigung und positive mentale Einstellung von so vielen Leuten als universelle Heilmittel akzeptiert werden. Auf der anderen Seite gab es immer starken Widerstand gegen die Bibel. Vielleicht bieten heutige psychologische Theorien nur eine raffiniertere Begründung, eine langdauernde, rebellische Haltung zu rechtfertigen?

Die Beweise ansehen

Dass ihr Anspruch auf Inspiration, Unfehlbarkeit und lehrmäßige Reinheit nicht einfach als absurd abgetan, sondern all die Jahrhunderte heftig angegriffen wurde, bestätigt die überführende Kraft, mit der die Bibel redet. Tatsächlich ist es ihr Anspruch, das Wort Gottes an den Menschen zu sein (und ihre unverblümte Ablehnung aller anderer Religionen, ihrer Schriften und Götter), der solch große Feindseligkeit und zornige Opposition hervorruft. Selten kann jemand, ob Atheist oder religiöser Eiferer, leicht zugeben, falsch gelegen zu haben, besonders bei diesem äußerst kontroversen und emotionalen Thema, der Religion.

Der Harvard Universitätsprofessor Simon Greenleaf, dem man zusammen mit Joseph Story, Richter am obersten Gericht, „den Aufstieg der Harvard Law School zu ihrer herausragenden Stellung zuschreibt“, gab seinen Agnostizismus erst nach Monaten sorgfältiger Studien und Gewissenserforschung auf. Anerkanntermaßen Amerikas bedeutendste Autorität bei rechtlichen Beweisen, musste Greenleaf nach langwieriger und kritischer Untersuchung den logischen Schluss ziehen, dass der buchstäbliche und historische Tod, das Begräbnis, und die Auferstehung Christi als Sohn Gottes in Bezahlung unserer Sünde durch unbestreitbare und überwältigende Belege bewiesen war. Professor Thomas Arnold, Lehrstuhlinhaber für Moderne Geschichte in Oxford, schrieb:

Viele Jahre habe ich die Geschichte anderer Zeiten studiert, und die Beweise derer, die darüber geschrieben haben untersucht und abgewogen. Ich kenne keine Tatsache in der Geschichte der Menschheit, die für das Verständnis eines fair Untersuchenden durch bessere und vollständigere Beweise jeder Art bewiesen ist, als das uns von Gott gegebene großartige Zeichen, dass Christus starb und wieder vom Tode auferstand. 

Viele andere angesehene Fachleute waren zum gleichen Schluss gekommen, darunter Lord Lyndhurst, einer der größten Rechtsgelehrten der britischen Geschichte. Er schrieb, „ich weiß sehr wohl, was Beweise sind; und ich sage Ihnen, Beweise, wie die für die Auferstehung, sind noch nie gescheitert.“ In A Lawyer Examines the Bible sagt Irwin H. Linton, weil sie ausgebildet sind, „Beweise zu umstrittenen Dingen zu sichten und abzuwägen“ würde sich eine höherer Prozentsatz seines Berufsstands den Ansprüchen Christi beugen als jedes anderen, wenn sie sich die Zeit nehmen, die Tatsachen offen anzugehen. Für die Mehrheit der Menschheit jedoch (und das umfasst Juristen), wird nicht von Herzen bereitwillig anerkannt, was die Belege dem Kopf beweisen, da die Bibel anscheinend so viel enthält, was „negativ“ ist. Professor Greenleaf hat beim Brief an die Kollegen kein Blatt vor den Mund genommen:

Die Religion von Jesus Christus zielt auf nichts weniger, als alle anderen Weltreligionssysteme völlig umzustürzen; sie als unangemessen für die Bedürfnisse der Menschen zu verurteilen, falsch in ihren Grundlagen und gefährlich in ihrer Richtung….

Das sind keine gewöhnlichen Ansprüche; und es scheint einem vernunftbegabten Wesen kaum möglich… sie bloß mit Gleichgültigkeit oder Missachtung zu behandeln. 

Die Selbsttäuschung konfrontieren

Je überzeugender die Belege sind, desto mehr Widerstand regt sich leider bei denen, die ihre Folgen nicht akzeptieren wollen. Deshalb überrascht nicht, dass kein Buch der Geschichte je so brutal und ständig angegriffen wurde wie die Bibel. Solche Angriffe haben nur die Ansprüche der Bibel bewiesen. Wie Tim Stafford, Herausgeber von Campus Life Magazin schrieb, „Wir können das wahre Evangelium nicht mit ein paar ungeschickten Fragen umlegen. Nur unsere Illusionen werden zerbröckeln, so dass die Wahrheit deutlicher hervorsticht.“

Die überwältigende Mehrheit der Menschheit hat immer mit Ablehnung auf die Bibelbotschaft reagiert. Dies zeigt sich in zweierlei: Manche geben ihre Ablehnung offen zu, sich überhaupt Gottes Korrektur zu unterwerfen; viele andere jedoch maskieren ihre Ablehnung von Gottes Wort mit frommer Heuchelei religiösen Eifers und Hingabe. Obwohl getäuscht durch ihre Heuchelei, beteuern sie ihre Unschuld: „Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt?“ (Matthäus 7,21-23)! Sie haben es egoistisch fertig gebracht, die Bibel das sagen zu lassen, was sie sie sagen lassen wollen, und nicht was Gott beabsichtigt hatte zu sagen. Diese übliche Tendenz, vor der sich jeder, der die Bibel studiert, hüten muss, hindert uns, Gott zu kennen.

Nie haben so viele ein Buch so geehrt, das sie anscheinend so wenig wirklich beachten wollen. Bevor wir von unserem angeborenen Egoismus befreit sind, denken wir nur an uns, egal wie laut wir unser Interesse für Gottes Reich und unseren Wunsch, Ihn zu kennen, beteuern.

Das Kreuz und das Selbst

Durch Glauben können wir Gott kennen lernen. Wer steht im Wege? Man fürchtet den Tod des Ich, das Leben aufzugeben, das man leben würde, in Austausch für das Leben, das Christus bietet. Biblisches Christentum ist keine Religion; es ist eine Beziehung zu Gott durch Jesus Christus, die am Kreuz beginnt. Nehme ich Christi Tod an meiner Stelle für meine Sünden an, gebe ich zu, dass ich verdiente zu sterben. Mit diesem Zugeständnis gebe ich das Leben auf, wie ich es gelebt hätte, um dafür Christi Auferstehungsleben als meines zu erfahren. Mein Wille hat ein für alle Mal vor Seinem Willen kapituliert. 

Jesus sagte, „Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren; wer aber sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren“ (Johannes 12,25). Er sagt uns, sollten wir egoistisch am Leben festhalten, hätten wir im besten Fall ein paar Jahre, so zu leben, wie es uns gefällt; Überlassen wir Ihm unser Ich, wird das weit ergiebigere Leben, das wir dafür in Gemeinschaft mit Gott erhalten, nie enden. Jim Elliot, einer der jungen Missionare, die von den Aucas in Ecuador gemartert wurden, sagte: „Man ist kein Narr, das aufzugeben, was man nicht behalten kann, um zu erwerben, was man nicht verlieren kann.“

Die Todesfurcht, die uns in Knechtschaft hält (Hebräer 2,14-15), ist die Furcht, alles zu verlieren, was das Leben ausmacht – all die Bestrebungen und Freuden, die sich ums Ich drehen. Dazu gehört die Furcht, die Zustimmung der Altersgenossen in der Schule, Arbeit oder sogar der Kirche zu verlieren, diese Beförderung zu verpassen oder manch Freude oder Bestrebung, wenn wir treu zu unserem Herrn und Seinem Wort stehen. Aber wer mit Christus gekreuzigt ist, ist von solcher Furcht nicht länger gebunden. Die Sünde hat ihren Halt verloren. 

Wenn wir Christi Tod als unseren eigenen akzeptiert haben, sind wir freigemacht von der Furcht, unser Leben zu verlieren, da Er an unserer Stelle starb, und Satans Griff ist gebrochen. Das ist ein Hauptthema im Neuen Testament, der eigentliche Kern der Lösung, die im Evangelium angeboten wird. Beachte folgende Verse:

Wir wissen ja dieses, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde außer Wirksamkeit gesetzt sei, so dass wir der Sünde nicht mehr dienen; denn wer gestorben ist, der ist von der Sünde freigesprochen. Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden….

Also auch ihr: Haltet euch selbst dafür, dass ihr für die Sünde tot seid, aber für Gott lebt in Christus Jesus, unserem Herrn! So soll nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leib, damit ihr [der Sünde] nicht durch die Begierden [des Leibes] gehorcht. (Römer 6,6-8.11-12)

Die einzig wirkliche Barriere

Hier stehen wir der einzig wirkliche Barriere beim Verständnis der Bibel und Kennen des Herrn, der ihr Autor ist, gegenüber. Das große Problem liegt nicht im Denken, sondern der Moral. Es ist nicht so, dass wir nicht verstehen können, sondern dass wir tatsächlich verstehen, dass die Bibel uns korrigieren soll – wir aber nicht willens sind, die Folgen zu akzeptieren, Gott Seinen Weg in unserem Leben zu lassen. Der Leser möge nicht denken, diese Anklage gelte nur anderen. Keiner ist vor Egoismus gefeit. Unsere Herzen gleichen sich alle (Sprüche 27,19). Doch wir alle können es Gott gestatten, in uns diese Verwandlung zu bewirken, die Paulus bezeugte:

Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. (Galater 2,20)

Wenn wir an die Bibel herangehen, müssen wir das sehr sorgfältig mit aufrichtigem und gehorsamem Herzen und lernfähigem Geist tun, bereit und willens, unser Denken und Wünsche zu ändern und mit Gottes Willen übereinzustimmen. Wir dürfen der Bibel nicht unsere vorgefassten Ansichten aufzwingen – zu versuchen, sie zur Rechtfertigung unserer Vorurteile zu nutzen, Verse hier und da zu suchen, die unsere Bestrebungen und Wünsche unterstützen. Und wir müssen Interpretationen der Schrift vermeiden, die auf einer Kenntnis von Sitten beruhen, die bestimmten Kulturen fremd sind, oder auf vorherrschenden Ansichten einer bestimmten Ära, besonders unserer.

Wir müssen auch Sorge tragen, nicht in Modernismus zu fallen, wenn wir das Evangelium ehrlich dem modernen Menschen vermitteln wollen. Wie Oswald Chambers erklärte, müssen wir bei unserem Wunsch, dass Leute das Evangelium annehmen, vermeiden, „ein den Leuten angenehmes Evangelium zu schaffen“. Es ist eines, den unveränderlichen Glauben an Gott in heutiger Sprache zu vermitteln. Es ist etwas ganz anderes (und unterscheidet sich von der Wahrheit), die neusten Ideen der Welt zu nehmen, sie in biblische Sprache zu verpacken und sie als Evangeliums Wahrheit durchgehen zu lassen. Man muss zu Gott zu Seinen Bedingungen kommen. 

Gott hat gesprochen

Sollte Gott, wie die Bibel behauptet, tatsächlich zum Menschen gesprochen haben, ist dies phantastisch! Diese von den Beweisen gestützte Tatsache verlangt eine ernste, ehrliche und persönliche Antwort. Und die gegebene Antwort wird das ewige Schicksal eines jeden bestimmen. Vor Gottes Wort sollten wir wie die Menschen früherer Tage zittern. Aber heute kennt man dieses andächtige Gespür heiliger Ehrfurcht kaum. Kirchen wurden zu Unterhaltungszentren.

Wie enorm anders als der heutige, durchschnittliche Gottesdienst waren die biblischen Szenen von Gottes mächtigen Begegnungen mit den alten Propheten und Aposteln! Denkt an Moses auf dem Berg bei der Gesetzgebung, oder wie Jesaja rief, „Wehe mir!“ oder der Apostel Johannes, der wie tot zu Füßen des auferstandenen Christus fiel, dessen Stimme wie das Rauschen vieler Wasser und dessen Augen wie eine Feuerflamme waren. Wie treffend ist heute Tozers ernste Ermahnung.

Die Auffassung des Christen von Gott heute im… zwanzigsten Jahrhundert ist so dekadent, dass sie völlig unter der Würde des allerhöchsten Gottes ist und tatsächlich für den vorgeblichen Gläubigen etwas wie ein moralisches Verhängnis darstellt.

Wenn wir Gott kennen wollen, müssen wir danach dürsten, Ihn zu kennen, wie Er wirklich ist, nicht wie unsere Phantasie oder Eigeninteresse ihn darstellen möchte. Wir müssen glauben, dass Er perfekt ist und wünscht, diese Perfektion in unserem Leben durch Seine Macht und zu Seinem Ruhm zu reflektieren. Wenn wir Gott kennen, wie Er ist, den Einen, der uns unendlich liebt, obwohl wir nicht liebenswert sind, und der als Mensch kam, um für unsere Sünden zu sterben, werden wir Ihn im Gegenzug lieben. Ewiges Leben ist Gott und Jesus Christus zu kennen (Johannes 17,3), und wer „Gott nicht kennt“ (ihn und seine Liebe abgelehnt hat) wird Sein ewiges Gericht erleiden (2 Thessalonicher 1,8).

—Dave Hunt 1998