Der Jesaja 9,9 Effekt | thebereancall.org

James, David

Der Jesaja 9,9 Effekt

David James

Auszug aus The Harbinger: Fact or Fiction?

Die nächste bedeutende Vorstellung, die Cahn in Verbindung mit dem „Zweiten Erschüttern“ einführt, wird der Jesaja 9,9 Effekt genannt. Genau so wie die Theorie der neun Vorboten entwickelt wurde, um die Verknüpfung zwischen Jesaja 9,9 und Amerika aufzuzeigen, ist der Jesaja 9,9 Effekt ausschlaggebend, um Gottes zweite Runde von Warnungen an Amerika zu verstehen.

[Der Prophet] „Da darin eine zweite kommt, ja. Was würde es also bedeuten?“

[Kaplan] „Die Prophetie hat einen zweiten Teil, sie führt zu etwas anderem… einer zweiten Manifestation.“

[Der Prophet] „Den Jesaja 9,9 Effekt.“

[Kaplan] „Welcher wäre das?“

[Der Prophet] „Dies: ‚Der Versuch einer Nation, dem Verlauf ihres Gerichtes Trotz zu bieten, abseits der Buße, wird stattdessen eine Kette von Ereignissen in Gang setzen, um genau das Unheil herbeizuführen, das sie abzuwenden suchte.‘“

Bevor man irgendwie weiter geht, sollte die erste Frage, die jeder Leser über die Definition Des Propheten bezüglich des Jesaja 9,9 Effekte stellen sollte, lauten: „Woher kam diese Definition?“ Sie kam bestimmt nicht von Jesaja 9,9. Sie kam auch aus keinem der Verse in der Nähe von Jesaja 9,9. Die Wichtigkeit dieser Sache kann nicht überbewertet werden, weil der Rest von Cahns gesamter Theorie auf dieser Theorie beruht – dass es wirklich so etwas wie den Jesaja 9,9 Effekt gibt. Dies wird unmittelbar aus dem Fortgang des Dialogs sichtbar:

[Kaplan] „Und dies alles hat mit Amerika zu tun?“ fragte ich.

[Der Prophet] „Sieben Jahre nach dem 11.9.“, sagte er, „brach die amerikanische Wirtschaft zusammen und löste eine globale, wirtschaftliche Implosion aus. Hinter allem und allem, was folgte, war etwas viel tieferes als Ökonomie.“

[Kaplan] „Hinter dem Kollaps der Wallstreet und der amerikanischen Wirtschaft war…“

[Der Prophet] „Jesaja 9,9.“

So wie der Verfasser es denkt, verursachen Jesajas Worte in dem angeblichen Jesaja 9,9 Effekt tatsächlich, dass die Dinge geschehen. Dies wird im folgenden Austausch am Ende von Kapitel 16 eindeutig bestätigt:

[Kaplan] „Wie im Jesaja 9,9 Effekt?“

[Der Prophet] „Ja, aber in diesem Geheimnis befinden sich die Verknüpfungen sogar noch weiter hinter dem Bereich des Natürlichen.“

[Kaplan] „Sind sie übernatürlich?“

[Der Prophet] „Das könnte man sagen.“

[Kaplan] „Und sie verbinden den 11.9. mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch?“

[Der Prophet] „Sie stellen nicht nur die Verbindung her… sie bestimmten sie… bis zu der Zeit, wo jedes davon geschehen würde.

[Kaplan] „Ein altes Geheimnis?“

[Der Prophet] „Ja, ein altes Geheimnis, durch das die globale Wirtschaft und jede Transaktion in ihr bestimmt war, ein Geheimnis, das mehr als dreitausend Jahr zuvor in den Sandflächen einer nahöstlichen Wüste beginnt.“

Eine schlimme Schwachstelle in der Theorie

Somit bleibt die Frage, „Woher kommt das Konzept des Jesaja 9,9 Effektes?“ Da es nicht vom Text selbst noch vom unmittelbaren Kontext kommt noch irgendwas dem Jesaja 9,9 Effekt entfernt Ähnliches sonst wo in der Schrift erwähnt oder angedeutet wird, erscheint es bloß eine weitere von jenen Sachen in dem Buch, die erfunden wurden. Doch man würde nie darauf kommen, wenn man The Harbinger liest. Cahn stellt den Jesaja 9,9 Effekt vor, als wäre er ein unantastbares Prinzip der Schrift – dass das entsprechende, verordnete Resultat unvermeidlich ist, sobald er in Bewegung gesetzt wurde.

Auch wenn er jedoch nur die Erfüllung von Jesaja 9,9 im antiken Israel diskutieren würde, wäre dies keine gute Weise zu erklären, wie Prophetie funktioniert. Der Grund, warum prophezeite Ereignisse geschehen, liegt darin, dass Gott ihr Eintreten verursacht, nicht weil die Prophezeiung selbst irgendwie die Ursache für ihr Eintreten darstellt. Doch Cahn scheint anzudeuten, dass der Jesaja 9,9 Effekt als Prinzip das Geschehen dieser selben Ereignisse irgendwann in der Zeit verursachen kann, sobald sie eingeleitet sind.

Wenn es natürlich einfach ein generelles Prinzip wäre wie das vom „Säen und Ernten“ oder wie die vielen Prinzipien, die man in den Sprüchen findet, würde es nicht notwendigerweise so problematisch sein. Sogar dies würde die Tatsache missachten, dass Jesaja 9,9 im Kontext kein Prinzip zu sein scheint. Der Jesaja 9,9 Effekt wird als so spezifisch vorgestellt, dass er unabhängig formelhaft ist. Mit anderen Worten, sollte irgendwann der Erste Vorbote eintreffen, dann ist es bloß eine Frage kurzer Zeit, bis der Zweite Vorbote auch eintrifft – welcher dann von jedem der anderen Vorboten gefolgt wird – bis schließlich das Gericht stattfindet.

Cahn argumentiert, wie zuvor vermerkt, heftig, dass er von jenen missverstanden worden sei, die annehmen, er sage, der Jesaja 9,9 Effekt finde speziell auf Amerika Anwendung. Wenn dies jedoch nicht ist, was er sagt, dann lautet die einzige andere Erklärung, dass der Jesaja 9,9 Effekt ein unabhängiges und formelhaftes Prinzip ist, das in geheimnisvoller Weise durch die Kraft von Worten selbst wirkt. Nochmal, er versucht, doppelt zu gewinnen, wie in den notwendigen Ergebnissen des Jesaja 9,9 Effekts gesehen werden kann (Betonung hinzugefügt):

  • „Deshalb muss der Wiederaufbau anfangen…“
  • „Deshalb muss der Gazit Stein gebracht werden…“
  • „…die Maulbeerbäume müssen ersetzt werden…“
  • „Der Erez-Baum muss gepflanzt werden…“
  • „Das Gelübde muss abgelegt werden…“
  • „Aber entsprechend dem Jesaja 9,9 Effekt muss das zweite Unheil effektiv aus dem ersten geboren werden…“

Dabei bleiben Cahn zwei Hauptprobleme. Sollte Jesaja 9,9 sowohl für das antike Israel wie auch für Amerika gelten, sieht er sich einem unüberwindbaren hermeneutischen Problem gegenüber. Aber wenn es stattdessen wirklich so etwas wie den Jesaja 9,9 Effekt geben sollte, dann hat er ein historisches Problem.

Was wäre, wenn die „Bresche“ und der „Terrorist“ 1812 oder 1861 oder 1941 beobachtet worden wären? Hätte jemand theoretisch das „verborgene, antike Geheimnis“ von Jesaja 9,9 im Jahr 1949 entdecken können? Und wenn behauptet worden wäre, dass Pearl Harbor eine Bresche durch einen Feind war, der ständig terroristische Taktiken im ganzen Krieg im Pazifik verwendete (was die Japaner taten), hätte man nicht argumentieren können, dass Gottes Schutzhecke vor dem 7. Dezember 1941 entfernt worden war? Und wenn die Schutzhecke lange vor dem 11.9. entfernt worden war, hatte Gott doch seit dem Zweiten Weltkrieg eine weitere Schutzhecke an Ort und Stelle? Die Fragen sind wirklich endlos.

Dies ist kein Versuch, den Autor zu verspotten. Dies ist ein sehr ernstes Problem, denn sollte er bei dem Jesaja 9,9 Effekt richtig liegen, dann hätte er jederzeit in der Vergangenheit eintreten können oder könnte dies wieder jederzeit in der Zukunft. Auf der anderen Seite, wenn es nur einmalig am 11 September 2001 geschehen konnte, dann gibt es keinen solchen Jesaja 9,9 Effekt als Prinzip.

Andere „…Effekt“ Stellen?

Wenn Cahn beim Jesaja 9,9 Effekt richtig liegt, wirft dies eine weitere, sehr wichtige Frage auf: Gibt es andere prophetische Stellen im Alten Testament, die ebenso wie der Jesaja 9,9 Effekt wirken? Wie viele andere Prophetien, die an Israel gerichtet waren, können auch mit historischen Ereignissen in den Vereinigten Staaten verknüpft werden?

Gibt es auch einen „1 Mose 12,2 Effekt?“

Und ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein.

Oder ein „Joshua 1,3 Effekt?“

Jeden Ort, auf den eure Fußsohlen treten, habe ich euch gegeben, wie ich es Mose verheißen habe.

Gibt es Dutzende andere? Oder ist Jesaja 9,9 die einzige derartige Stelle in der ganzen Bibel? Sollte der Jesaja 9,9 Effekt wirklich existieren, dann scheint es bemerkenswert unwahrscheinlich, dass er das einzige derartige Prinzip im gesamten Alten Testament sein sollte. Aber wenn nicht vom Kontext, wie dann könnte man überhaupt wissen, ob eine bestimmte Stelle vermutlich so wirkt? Und doch gibt es überhaupt nichts im Kontext von Jesaja 9,9, das die Existenz eines solchen Effektes andeuten würde.

Wie früher vermerkt: Wenn eine vorgeschlagene theologische oder geistliche Vorstellung nicht in der Bibel gefunden wird, oder sie nicht zumindest vom Text in irgendeiner Weise unterstützt werden kann, dann hat jemand sie erfunden. Dies ist genau das Wesen des Jesaja 9,9 Effekts – jemand erfand ihn.