Diese kleine Gemeinde hatte nichts: Eine Gemeinde sucht die Wahrheit | thebereancall.org

Gilley, Gary E

Diese kleine Gemeinde hatte nichts: Eine Gemeinde sucht die Wahrheit

Gary E. Gilley

Das verlegte Mandat für Wahrheit

Vor wenigen Jahren schrieb ich ein Buch mit dem Titel. This Little Church Went to Market: The Church in the Age of Entertainment. Dort untersuchte ich im Detail Gebiete, in denen meiner Ansicht nach das „suchersensitive“ Gemeindemodell biblisch am Ziel vorbeischießt, besonders in Hinsicht auf seine Evangeliums- und lehrmäßigen Botschaften. Diesem Buch folgte This Little Church Stayed Home: A Faithful Church in Deceptive Times. Die ursprüngliche Absicht bestand darin, die Markierungen einer wirklich biblischen Gemeinde zu identifizieren, die angesichts breiter Angriffe durch die Kräfte der Täuschung fest steht. Während eine Portion dieses Bandes tatsächlich diesem Ziel gewidmet war, fühlte ich mich auch gedrängt, die Gebiete der Täuschung speziell anzusprechen, die die rasch wachsende Emergent Church Bewegung umgab.

In diesem, dem dritten Buch der Kleinen Gemeinde Reihe, möchte ich über „eine Gemeinde auf der Suche nach Wahrheit“ sprechen. Mein Argument lautet, dass die große Notwendigkeit momentan für die Gemeinde Christi darin besteht, die Wahrheit wieder zu entdecken, die sie entweder verloren oder bagatellisiert hat, den unschätzbaren Wert der Wahrheit im Leben von Gottes Leuten zu verstehen und ihre Rolle als Unterstützer und Spender dieser Wahrheit zu erkennen (1 Timotheus 3,15). Ich habe dieses Buch This Little Church Had None: A Church in Search of the Truth betitelt, weil ich glaube, dass die Mehrheit der so genannten evangelikalen Gemeinden und Christen dieses wichtige Mandat verloren oder zumindest verlegt hat. Wahrheit wurde auf den Altären des Pragmatismus, des Kirchenwachstums, postmoderner Ideologien, Heidentum und Hedonismus geopfert, um ein paar zu nennen. In vielen Fällen geschieht dieser Abfall von der Wahrheit nicht so sehr absichtlich wie als Ergebnis von Unkenntnis und Versäumnis. Eine ganze Generation von Gläubigen ist in Gemeinden aufgewachsen, in denen das Wort Gottes nicht systematisch gelehrt und geschätzt wurde. Während es bemerkenswerte und glückliche Ausnahmen davon gibt, sollten wir dennoch nicht überrascht sein, herauszufinden, dass die Leute dieser Generation den Raum für die Schriften in ihrem Leben an den Rand gedrängt haben.

Allerdings hört man in vielen Evangelikalen Kreisen etwas mehr über Jesus; gelegentlich wird gebetet; ein paar Lieder werden gesungen und man wirft populäre Schriftverse und Slogans um sich – aber wenig mehr. Der durchschnittliche Christ marschiert zum gleichen Rhythmus wie sein ungläubiges Gegenüber, beide leben ihre eigene Flickwerk Philosophien des Lebens aus, die sich auf eine Mischung aus Pragmatismus, sozialen Standards und launenhaften Ideologien, mit einem Spritzer Schrift dazu gründen….

Traurigerweise sind viele Kinder Gottes von ihren Führern so aufgezogen worden. Sie haben keine Vorstellung, dass Christus sie zu etwas mehr berufen hat – einem Leben, das wirklich auf seinem Wort gründet. Und wenn sie einen vagen Verdacht haben, dass es etwas mehr, tieferes, besseres als das Leben gibt, das sie erfahren, haben sie keine Vorstellung, wo sie danach suchen sollen. Diese Defizite werden zunehmend von der Mainstream Evangelikalen Kirche erkannt, das Heilmittel aber nicht. Was benötigt wird ist die Rückkehr zum vollen Vertrauen in die Macht und Autorität von Gottes Wort, was wiederum Kirchenführer veranlassen wird, wieder einmal den vollen Ratschluss des Herrn zu lehren.

Der beständige Wandel was die „Wahrheit“ betrifft

Spätestens seit meinen Collegetagen habe ich gerne Philosophie studiert. Es ist faszinierend, sich in die Gedankengänge von Denkern wie Plato, Descartes oder Kant zu vertiefen und zu studieren, wie sie das Leben zusammenbastelten. Ich habe jedoch über diese Philosophien immer aus einem biblischen Blickwinkel nachgedacht. Das heißt, ich fand ihre Vorstellungen interessant, doch im Licht der Lehren der Schrift in großem Maße fehlerhaft. Aber als ich die Werke dieser Philosophen untersuchte, habe ich oft über die Reaktion von Ungläubigen auf dieselben Vorstellungen nachgedacht. Denn eine Sache ist bei Philosophien sehr auffällig – sie ändern sich ständig. Wenn ein neuer Philosoph daher kommt, lehnt er die Sichtweisen der vorangegangenen ab. Jede Generation sieht die letzte Generation mit ihrem Satz von Vorstellungen, Gedankensystemen und sozialen Strukturen als vergangen an, und erkennt anscheinend nicht, dass die nächste Generation dieselben kritischen Kommentare über die jetzige ausgießen wird.

Dieser konstante Wandel der Wahrheit muss für jene ohne Christus äußerst frustrierend sein, wenn sie historisch die sich ändernden Sichtweisen denkender Leute sehen. Sogar in unserer Lebenszeit muss die rasche Präsentation neuer Weltsichten beunruhigend sein, die verheißen, die „Geheimnisse des Lebens“ zu lösen – um nur zu bald auf den philosophischen Müllhaufen geworfen und durch die neuste Idee ersetzt zu werden. Kein Wunder dass die Postmoderne im westlichen Denken Fuß gefasst hat. Wenn Plato, Descartes, Kant und eine ganze Zugladung anderer einzigartige Wahrheitssysteme präsentiert haben, nur um von der nächsten Reihe Denker abgewiesen und widersprochen zu werden, dann beginnt man schließlich nach einer Weile anzunehmen, dass es vielleicht so etwas wie objektive, universelle Wahrheit nicht gibt. Vielleicht bleibt eine selektive Wahrheit, temporäre Wahrheit, individuelle Wahrheit (Wahrheit für dich, aber nicht für mich).

Wenn die „Wahrheitsansprüche“ der Besten und Hellsten der Vergangenheit sich als nicht wahr erwiesen, welche Hoffnung haben wir dann, dass die nächste Philosophie den Schlüssel für die Probleme des Lebens anbieten wird? Nach Tausenden von Jahren Fahrt auf dem Karussell philosophischer Gedanken sind die Leute wirklich müde geworden und wollen weg davon. Es gibt anscheinend keine absolute Wahrheit. Es gibt keine endgültige Autorität. Es gibt keinen, dessen Ideen anderen überlegen sind. Uns bleibt der Relativismus – jeder mache sein Ding und glaube auf seine Weise und lasst uns einfach unsere Vorstellungen als einander gleich akzeptieren. Schließlich klingt all dies hohl. Der Postmodernismus, der die absolute Wahrheit herausfordert und den Relativismus umarmt, wurde aus der Asche der Ernüchterung geboren.

Der populäre Filmstar Brad Pitt drückte in einem Interview mit dem Rolling Stone Magazin die Ernüchterung gut aus, der sich viele heute gegenüber sehen. Pitt diskutierte eine Rolle (Tyler), die er im Film Fight Club spielte:

PITT: Der Punkt ist, man muss die Frage stellen: „Auf welcher Spur befinden wir uns?“ Tyler sagt am Anfang des Films: „Mann, ich weiß, alle diese Dinge sollen wichtig für uns sein – das Auto, das Apartment, unsere Erfolgsversionen – aber wenn dies der Fall ist, warum reflektiert das allgemeine Empfinden dort draußen mehr Ohnmacht und Isolation und Verzweiflung und Einsamkeit?“ Wenn sie mich fragen, dann sage ich, „Wirf das alles weg, wir finden etwas anderes.“ Weil alles, was ich weiß, ist, dass wir zu diesem Zeitpunkt in eine Sackgasse laufen, eine Betäubung für die Seele, eine vollständige Atrophie des spirituellen Wesens. Und ich will das nicht.

RS: Wenn wir also in solch eine existentielle Sackgasse in der Gesellschaft laufen, was sollte ihrer Ansicht nach geschehen?

PITT: Hey Mann, Ich habe jene Antworten noch nicht. Die Betonung liegt jetzt auf Erfolg und persönlichem Gewinn. [Lächelt] Ich sitze darin und ich sage ihnen, das ist es nicht.

RS: Aber ich bin froh, dass sie es zuerst sagten, die Leute werden lesen, dass sie das sagen und denken…

PITT: Ich bin der Typ der alles hat. Ich weiß. Aber ich sage ihnen, wenn sie erst einmal alles haben, dann bleiben sie auf dem Ich sitzen. Ich habe es schon gesagt und wiederhole es: es hilft ihnen nicht, besser zu schlafen, und man wacht deswegen nicht besser auf. Niemand wird das jetzt hören wollen. Ich verstehe es. Es tut mir leid, ich bin der Typ der es sagen muss. Aber ich sage es ihnen.

Natürlich erfand der Postmodernismus nicht die Ernüchterung; sie ist das endgültige Markenzeichen jedes philosophischen oder religiösen Systems, das ein biblisches Verständnis der Wirklichkeit des Lebens verleugnet. In T.S. Eliots Gedicht „Der leere Mensch“ finden wir denselben Kampf:

Dies ist die Weise, die Weise, wie die Welt endet,
Dies ist die Weise, die Weise, wie die Welt endet,
Dies ist die Weise, die Weise, wie die Welt endet,
Nicht mit einem Knall, sondern mit einem Winseln.

Es liegt etwas in der Natur des Menschen, was diese Art von Existenz und ihr Ende ablehnt. Es muss mehr für unser Leben geben, als was viele erfahren. Etwas ist falsch gelaufen, aber die Leute sind gezwungen, sich falschen Quellen zuzuwenden, um das Leben im Griff zu haben, weil sie bereits die biblische Sicht der Realität ausgeklammert haben. Weil sie die Quelle des Lebens verpasst haben, müssen sie andere Zisternen graben (Jeremia 2,13).

Die Schrift erzählt uns eine andere Geschichte. Paulus teilt uns in Römer 1,19-23 mit, das Problem des Menschen sei es, dass er die Wahrheit über Gott unterdrückt hat, die in der Schöpfung um ihn offenbart wurde. Diese Unterdrückung hat zu verfinsterten Herzen und Vorstellungen bar jeder geistlichen Wirklichkeit geführt. Der Mensch versucht, die leeren Stellen mit allem zu füllen, was momentan gerade in Mode sein mag – in biblischen Zeiten waren es Götzen und die direkte, bewusste Anbetung der Schöpfung. Heute mögen es New Age Philosophie, Östliche Religionen, menschliche Errungenschaften, humanistische Theorie, modernistische Gewissheit, postmoderne Ungewissheit sein, oder all möglichen anderen Vorstellungen.

Die Quintessenz ist, dass die Menschheit Gott und Seine Wahrheit abgelehnt hat und unter den Folgen dieser Entscheidung leidet, da Gott sie der Sklaverei ihrer eigenen Weltsicht mit ihrer sich ergebenden Sünde dahingibt (Römer 1,24-32). Es ist kein Wunder, dass die Leute enttäuscht über das Leben sind; Sünde und falsche Ansichten haben letztendlich diese Wirkung. Während das Weltsystem seine zahlreichen Ansichten und Philosophien verbreitet, sollten wir nichts weniger erwarten als Gemüter, die sich in leeren Spekulationen ergehen und törichte Herzen, die in der Finsternis herumwandern (Römer 1,21).

Der glückliche Pfeiler der Wahrheit

Nun zur Gemeinde. Eines der Dinge, das die Gemeinde von allen anderen Organisationen trennt, ist, dass sie der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit sein soll (1 Timotheus 3,15). Die Versammlung, die nicht als Grundfeste und Spender der Wahrheit funktioniert, erfüllt die Erwartungen für eine örtliche Gemeinde nicht; deshalb passt die Versammlung, die nicht die Wahrheit zum Hauptfach hat, nicht zur Definition einer neutestamentlichen Gemeinde. Ihr Besuch mag „Mega“ sein, ihre Programme erfolgreich, ihr Enthusiasmus ansteckend und ihre Motive ehrenwert, aber wenn sie nicht Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit ist, versagt sie in ihrer Aufgabenbeschreibung als Gemeinde. Nennt sie einen Club, soziale Zusammenkunft, politische Bewusstseinsgruppe, Versammlung, die sich um soziale Belange kümmert, oder ein Unterhaltungszentrum, aber nennt sie nicht Gemeinde.

Die Gemeinde, die Gottes Verständnis von Wahrheit hat, wird anfangen biblisch zu denken. Dies wird oft „biblische Weltsicht“ genannt. Um festzustellen, wie weitverbreitet eine biblische Weltsicht heute ist (oder wie ähnlich die Glaubensansichten der Leute den Lehren der Schrift sind), hat der Meinungsforscher George Barna eine eher minimalistische Liste von erforderlichen Glaubensansichten entwickelt. Das sind folgende:

  1. Zu glauben, dass absolute, moralische Wahrheit existiert.
  2. Zu glauben, dass solche Wahrheit in der Bibel definiert wird
  3. Und der fest Glaube an sechs besondere, religiöse Sichtweisen:
  • Jesus Christus lebte ein sündloses Leben.
  • Gott ist der allmächtige und allwissende Schöpfer des Universums und Er regiert heute noch.
  • Errettung ist ein Geschenk Gottes und kann nicht verdient werden.
  • Satan ist eine lebendige Kraft.
  • Christen haben die Verantwortung, ihren Glauben an Christus mit anderen Leuten zu teilen.
  • Die Bibel ist in all ihren Lehren genau.

Wie oben ausgesagt, dies ist eine Minimalliste. Wenn man nur ein paar andere Grundlagen des christlichen Glaubens hinzufügt (z.B. die körperliche Auferstehung von Jesus, die körperliche Auferstehung von Leuten, die tatsächlich Existenz von Himmel und Hölle, ewigem Gericht, der Jungfrauengeburt, den Schriften als dem inspirierten Wort Gottes, usw.) würde die Zahl derer, die angeblich eine biblische Weltsicht einnehmen, drastisch absinken. Wie es aussieht, ist die Statistik alarmierend. 2007 identifizierte Barna 40 Prozent der Amerikaner als wiedergeborene (diese Statistik ist mir äußerst suspekt, aber wir werden vorerst damit weitermachen) und 7 Prozent als evangelikale Christen. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass „die meisten Amerikaner keine starken und klaren Glaubensansichten haben, vor allem weil sie keine kohärente, biblische Weltsicht besitzen…. Die meisten Amerikaner haben einen Fuß im biblischen Lager und einen Fuß draußen.“

In Barnas jüngster Studie fand man heraus, dass nur 9 Prozent derer, die behaupten, wiedergeboren zu sein, eine biblische Weltsicht haben. In einer späteren Umfrage unter der Geistlichkeit fand man heraus, dass nur 51 Prozent der protestantischen Pastoren eine biblische Weltsicht haben, sogar mit Barnas minimalistischer Definition. Er erklärt: „Der niedrige Prozentsatz von Christen, die eine biblische Weltsicht haben, ist eine direkte Reflektion der Tatsache, dass die Hälfte unsere primären Religionslehrer und Führer keine haben.“ Aber es wird schlimmer: die Untersuchung weist darauf hin, dass sogar in Gemeinden, wo der Pastor eine biblische Weltsicht hat, die meisten Kirchgänger sie nicht haben. Mehr als sechs von sieben Kirchgängern in der typischen Gemeinde teilen die biblische Weltsicht ihres Pastors nicht, sogar wenn er oder sie eine hat. [Nach Barna] erfordert die Entwicklung einer biblischen Weltsicht in einer Versammlung:

…eine Menge zielgerichteter Aktivität: Lehren, Gebet, Gespräche, Verantwortung, und so weiter. Sollten jedoch die 51 Prozent der Pastoren, die eine biblische Weltsicht haben, strategisch und unermüdlich ihren Kirchgängern zur Seite stehen, solch eine Interpretationsweise des Lebens und die Reaktion darauf anzunehmen, wäre die Auswirkung auf unsere Gemeinden, Familien und Gesellschaft als Ganzes enorm.

Diesem Ziel ist dieses Buch gewidmet. Wir werden die Opposition gegen das Innehaben und Ausleben einer biblischen Weltsicht zu verstehen suchen. Wir werden identifizieren, welche Schritte wir tun müssen, um dasselbe in unseren Gemeinden einzuführen, und dann überlegen, wie wir Leute aus dem Gefüge einer biblischen Weltsicht heraus evangelisieren können.