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McMahon, T.A.

Wie sollen wir also leben?

T.A. McMahon

Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, so lassen sie euch nicht träge noch unfruchtbar sein für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. – 2 Petrus 1,8

Die Bibel ist ein erstaunliches Buch. Obwohl das stimmt, ist es eine riesige Untertreibung. Kein Lob genügt; keine Adjektive reichen aus. Doch das sollte nicht überraschen, da Gott der Autor ist. Wie wir woanders schrieben ist die Bibel Gottes direkte Kommunikation mit der Menschheit. Und da Er unendlich ist, kann der endliche Mensch außer durch Sein Wort auf keinen Fall etwas wirklich kennen, was über Gottes allgemeine Merkmale, die in der Schöpfung offenbart sind, hinausgeht (Römer 1,20). Jeder kann vermuten, dass sich die materielle Welt, von der dramatischen Ausdehnung des Universums bis zur komplizierten Komplexität einer Zelle, nicht selbst erschaffen konnte. Ein Designer musste beteiligt sein und der Designer muss erstaunlich intelligent, mächtig und ausstrahlend sein. Beobachtung und Logik genügen, jeden zu diesem Schluss zu bringen. 

Durch menschliche Meinungen, Spekulationen und Annahmen kann man andererseits nicht zu den Einzelheiten von Gottes Charakter wie auch Seiner Absicht und Plan für jene, die Er erschuf, gelangen. Der endliche Mensch hat für die Einzelheiten im Grunde keinen Anhaltspunkt, was der Hauptgrund ist, warum es so viele verschiedene religiöse Ansichten und Praktiken in der Welt gibt. Gott muss die Menschheit über Dinge informieren, die sie nicht rausfinden kann, was Er eindeutig durch die Schrift getan hat. Eines jener Dinge (der Schwerpunkt dieses Artikels) ist die Weise, wie ein biblischer Christ, der das Evangelium der Errettung geglaubt hat und den Anweisungen von Gottes Wort gehorchen will, sein Leben führen soll.

Manchmal bezeichnet man die Bibel als „Handbuch des Herstellers“, was eine gute Beschreibung des Gesamtinhalts der Schrift ist. Nicht zu viele Leute jedoch wollen Bedienungsanleitungen lesen. Diese Haltung hilft ihnen nicht, wenn es darum geht, wie ihre neusten Küchengeräte oder Videoplayer funktionieren. Es führt zur unausweichlichen Frustration, „warum geht es nicht?“ Eine vergleichbare Einstellung zur Bibel lässt einen Gläubigen verzweifeln und weit Schlimmeres. Wie Sprüche in zwei Versen feststellt: „Mancher Weg erscheint dem Menschen richtig, aber zuletzt führt er ihn doch zum Tod“ (14,12; 16,25, Hervorhebung hinzugefügt). Tod bedeutet hier Trennung von Gott. In Lebensbereiche, wo der Gläubige nicht Gottes Anweisungen aus der Schrift zu Rate gezogen hat, muss er seine eigenen Vorstellungen einfließen lassen. Dadurch geht er eigene Wege, und trennt sich dadurch von Gottes „Weg“. „Zuletzt“ ergibt sich schließlich eine Lage, wo im besten Falle Gottes Gnade fehlt, im schlimmsten ist sie physisch und geistlich zerstörend.

Neulich las ich die Briefe des Apostels Petrus und sah im ersten Kapitel seines zweiten Briefs, dass da eine kompakte Zusammenstellung von Gottes Anweisungen an Gläubige stand wie auch ein wichtiger Aufruf, zu tun was da steht. Zwar ist es nicht Gottes voller Rat mit Seinen Anweisungen an jeden, der Jesus zu folgen behauptet, doch ist es ausgezeichnet dafür geeignet, sich selbst zu prüfen, egal wie reif wir in Christus sind.

Simon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an die, welche den gleichen kostbaren Glauben wie wir empfangen haben an die Gerechtigkeit unseres Gottes und Retters Jesus Christus: Gnade und Friede werde euch mehr und mehr zuteil in der Erkenntnis Gottes und unseres Herrn Jesus! Da seine göttliche Kraft uns alles geschenkt hat, was zum Leben und [zum Wandel in] Gottesfurcht dient, durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch [seine] Herrlichkeit und Tugend, durch welche er uns die überaus großen und kostbaren Verheißungen gegeben hat, damit ihr durch dieselben göttlicher Natur teilhaftig werdet, nachdem ihr dem Verderben entflohen seid, das durch die Begierde in der Welt herrscht,

So setzt eben deshalb allen Eifer daran und reicht in eurem Glauben die Tugend dar, in der Tugend aber die Erkenntnis, in der Erkenntnis aber die Selbstbeherrschung, in der Selbstbeherrschung aber das standhafte Ausharren, im standhaften Ausharren aber die Gottesfurcht, in der Gottesfurcht aber die Bruderliebe, in der Bruderliebe aber die Liebe. Denn wenn diese Dinge bei euch vorhanden sind und zunehmen, so lassen sie euch nicht träge noch unfruchtbar sein für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. Wem dagegen diese Dinge fehlen, der ist blind und kurzsichtig und hat die Reinigung von seinen früheren Sünden vergessen.

Darum, Brüder, seid um so eifriger bestrebt, eure Berufung und Auserwählung fest zu machen; denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals zu Fall kommen; denn auf diese Weise wird euch der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Retters Jesus Christus reichlich gewährt werden. Darum will ich es nicht versäumen, euch stets an diese Dinge zu erinnern, obwohl ihr sie kennt und in der [bei euch] vorhandenen Wahrheit fest gegründet seid.

Ich halte es aber für richtig, solange ich in diesem [Leibes-]Zelt bin, euch aufzuwecken, indem ich euch erinnere, da ich weiß, dass ich mein Zelt bald ablegen werde, so wie es mir auch unser Herr Jesus Christus eröffnet hat. Ich will aber dafür Sorge tragen, dass ihr euch auch nach meinem Abschied jederzeit diese Dinge in Erinnerung rufen könnt. Denn wir sind nicht klug ersonnenen Legenden gefolgt, als wir euch die Macht und Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus wissen ließen, sondern wir sind Augenzeugen seiner herrlichen Majestät gewesen. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als eine Stimme von der hocherhabenen Herrlichkeit an ihn erging: »Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!« Und diese Stimme hörten wir vom Himmel her ergehen, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist. Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet. (2 Petrus 1,1-21)

Das sind tatsächlich Gottes Worte, übermittelt durch Seinen Heiligen Geist und von dem Menschen aufgeschrieben, den zu schreiben Er aussuchte, Simon Petrus. Obgleich Petrus an Pfingsten glorreich transformiert worden war von dem spontanen Petrus, über den wir in der Schrift vor diesem Ereignis lesen, waren dies Gottes Worte und nicht die Vorstellungen von Petrus, aber so ausgedrückt, wie sich Petrus ausdrückte. Am Ende des Kapitels wird das verdeutlicht, muss aber zu Anfange hervorgehoben werden: Die Aussagen sind von Gott selbst.

Verse eins bis vier vergewissern uns, dass Jesus Gott ist und Er jeden Seiner Gläubigen beschenkt hat mit kostbarem Glauben durch die Erkenntnis von Ihm, die uns mit allem befähigt, was zum Leben und zum Wandel in Gottesfurcht dient. „Alles“ heißt alles. Dieser Ausdruck versichert die Hinlänglichkeit von Gottes Wort. Wer anders als Gott könnte alles geben, was zum Leben und zum Wandel in Gottesfurcht dient? Niemand. Was Jesus vollständig bereitgestellt hat, befähigt jeden Seiner Gläubigen, an Seinem göttlichen, moralischen Wesen teilzuhaben. Wie uns 1 Petrus 15-16 sagt: „sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!“ Nur so kann die sündige, lüsterne Verderbtheit der Welt überwunden werden. 

Da  der Herr uns alles geschenkt hat, wie Sein Wort kundtut, was zum Leben und Wandel dient, wie es Ihm gefällt, was ist dann unser Teil? Dazu gehört die Bereitschaft, zu tun, was Er angewiesen hat. Das mag offensichtlich sein, aber viele Christen wehren sich oder vermeiden es heute. Verse fünf bis sieben von 2 Petrus 1 ermahnen den Gläubigen, das zu entwickeln, was der Herr geschenkt hat, damit unser Glaube wächst. Damit ein reifer Glaube gedeiht, müssen wir Tugend, Erkenntnis, Selbstbeherrschung, Ausharren, Gottesfurcht, Bruderliebe und Liebe hinzutun. Liebe ist natürlich der Hauptwert der Gottesfurcht und muss all Verheißungen Gottes dominieren. 

Zu oft lesen wir diese Worte und machen weiter, als ob es einfach Gemeinplätze oder geistliche Klischees wären. Im Gegenteil, es gibt nicht viele Verse, die in ihrer Frucht praktischer sind. Wenn wir sie nur umsetzen, „so lassen sie euch nicht träge noch unfruchtbar sein für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus“ (2 Petrus 1,8). Das ist übrigens kein „Kopfwissen“, sondern Erkenntnis, die fromme Frucht bringt. Wer das aus welchem Grund auch verpasst, den bezeichnet die Schrift als blind, sie hätten das vergessen, was Jesus bereits für sie getan hat, indem er für ihre Sünden bezahlt hat. 

Einige christliche Autoren haben ihre Sorge über den Mangel an guten Werken der Nachfolger Jesu thematisiert. Leider stimmt das heute. Ein paar Verfasser haben diesen Umstand jedoch zu korrigieren versucht, indem sie lehren, wahre Gläubige, die keine guten Werke aufweisen, würden zeitliche Strafe am Richterstuhl Christi erhalten, wo Belohnungen gegeben werden. Nein, das ist ein Irrtum und die Schrift unterstützt es nicht; es schafft überdies eine Art römisch-katholisches Fegefeuer, wo die Person ihre Sünden abbüßen muss. Es leugnet auch Christi volle Bezahlung für unsere Sünden, das heißt das Evangelium. Der Richterstuhl Christi für Belohnungen und Verluste hat nichts mit den Sünden von Gläubigen zu tun. Jesus wird unsere Werke richten und die belohnen, die ewigen Wert haben, und die abweisen, die wertlos sind (1 Korinther 3,13-15).

2 Petrus 1,10-11 ermahnt uns, den Dienst, die Werke und das Ziel, wozu uns der Herr berufen hat, eifrig zu tun. Unsere Bereitschaft, genau das zu tun, ist Garantie für geistliche Fruchtbarkeit: „denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals zu Fall kommen“. Das ermutigt uns auch, ernsthaft vorzudringen, damit wir bei Aufnahme in den Himmel diese wunderbaren Worte hören: „Recht so, du guter und treuer Knecht“ (Matthäus 25,21).

Petrus wusste vom Herrn, er war seinem Tod nahe und sein Herz wollte Mitgläubige an die Dinge erinnern, die nach seiner Lehre ihren Glauben vermehren würden. Dazu gibt er uns Einsicht in das herrliche Ereignis, das er, Jakobus und Johannes bezeugt hatten. Sogar über Petrus persönliche Vorschau der Verklärung Jesu hinaus (wie Er wieder bei Seiner Rückkehr sein wird), betont die Lehre die Grundlage für alles, was er oben geschrieben hatte. Abschließend vermerkt er, dass dies eine geschichtliche Tatsache war und er ein Augenzeuge dessen, was er auf dem Berg der Verklärung sah, hörte und fühlte. Seid versichert, dass heute, wo das Erfahrbare sowohl in der Welt wie der Kirche das Leben der meisten Leute dominiert, keiner eine Erfahrung wie Petrus hatte (2 Petrus 1,16-21).

Petrus, Jakobus und Johannes sahen, wie Jesus vor ihren Augen verklärt wurde. Es war kein anderer Bewusstseinszustand, keine Visualisierung, keine herbeigezauberte Symbolik, produziert durch kontemplative, östlich mystische Methode. Es war von Gott geschaffene Realität. Keiner von denen, die lehren, man könne Gott durch die Sinne, den Intellekt oder das geschriebene Wort nicht kennen, sondern Ihn nur erfahren, haben je ein solch außerordentliches Ereignis hervorgerufen. Was sie überdies durch ihre okkulte Methode hervorrufen, ist gefälscht – wenn nicht eine direkte, dämonische Täuschung. 

Petrus gestand gewiss die verblüffende Erfahrung auf dem Berg ein. Aber dann sagt er, „Und so halten wir nun fest an dem völlig gewissen prophetischen Wort, und ihr tut gut daran, darauf zu achten“ (Vers 19). Warum jedoch sollten wir die persönliche, subjektive Erfahrung, die Petrus beschrieb, für wahr halten? Einige moderne, so genannte Bibelgelehrte halten sie für einen Mythos. Sie wäre bestimmt fraglich, doch steht Petrus Erfahrung im Wort Gottes und laut Jesus gilt „Dein Wort ist Wahrheit“ (Johannes 17,17). Überdies wird die wahre Erfahrung unterstützt durch das „völlig gewisse prophetische Wort“ und wir sollen auf Gottes geschriebenes Wort „achten“. Gläubige sind bestimmt privilegiert, Erfahrungen im Herrn zu haben, aber diese Erfahrungen dürfen die Autorität der Schrift nie ersetzen oder sie vermindern. 

So wunderbar geistliche Erfahrungen sein können, sie sind persönlich, subjektiv und ein Nebenprodukt der Beziehung des Gläubigen zum Herrn. Ihnen fehlt die objektive Basis, um sie als wahr oder unwahr zu unterscheiden. Ein christlicher Freund zum Beispiel erzählt, wie der Heilige Geist ihn in eine bestimmte Situation führte. Obgleich diese Erfahrung im Prinzip mit der Schrift stimmig war, kann man doch aufgrund ihrer subjektiven Natur nicht wirklich prüfen, ob wirklich der Heilige Geist führte. Manchmal mag die Situation so entgegen dem Wort Gottes sein, dass sie leicht als nicht vom Herrn abgewiesen werden kann.

Die Schrift andererseits ist objektiv. Sie ist das Lot des Gläubigen, wodurch er entscheiden kann, was er glaubt oder gelehrt wird. Wie Jesaja schrieb, „Zum Gesetz und zum Zeugnis [Gottes Wort]! – wenn sie nicht so sprechen, gibt es für sie kein Morgenrot“ (8,20).

Petrus schließt das Kapitel, indem er die Tatsache unterstreicht, dass Prophetie (die geschriebenen Worte der Schrift) nicht vom Menschen stammen (ihn eingeschlossen), sondern die Worte kamen durch auserwählte Männer Gottes, die sie niederschrieben, wie sie ihnen vom Heiligen Geist gegeben wurden. Zahllose andere Verse bestätigen dies, einschließlich 1 Thessalonicher 2,13: „Darum danken wir auch Gott unablässig, dass ihr, als ihr das von uns verkündigte Wort Gottes empfangen habt, es nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das auch wirksam ist in euch, die ihr gläubig seid.“

Wir haben also die Worte Gottes! Ich hoffe, jeder, der gerade diesen Satz gelesen hat, möge die Bedeutung zu Herzen nehmen. Gott hat uns Seine Worte gegeben! Und wie wir hier in 2 Petrus als ein Beispiel vermerkt haben, enthält sein Wort Anweisungen für jeden Jünger Jesu Christi, denen wir alle gehorchen müssen, wenn wir in unserem Leben als Gläubige fruchtbringend und produktiv sein wollen. Sonst können wir Gott nicht gefallen. TBC

So wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. — 1 Korinther 3,13