DIE EHEMALIGE GROSSE ENTRÜCKUNGSTHEORIE? | thebereancall.org

Hunt, Dave

DIE EHEMALIGE GROSSE ENTRÜCKUNGSTHEORIE?

Von Dave Hunt

Auszug aus WHATEVER HAPPENED TO HEAVEN?

Es ist untertrieben zu sagen, dass frische Winde mit Sturmstärke durch die geheiligten Hallen der Tradition wehen. Wissenschaftliche Entdeckungen schreiten in Quantensprüngen fort, Computertechnologie explodiert buchstäblich und... Kommunikationsnetzwerke bringen dieses rasch sich ausweitende Wissen in Windeseile in die Welt. Das unausweichliche Ergebnis ist eine Revolution auf jedem Gebiet, von der Physik über Medizin und Wirtschaft bis zur Politik. Dass wir zurzeit dramatische und sich beschleunigende, weltweite Veränderungen jenseits des gegenwärtigen Verständnisses haben, fühlt beinahe jedermann, der die zeitgenössische Szene irgendwie aufmerksam verfolgt. Auch ist es nicht möglich, ernsthaft die Verbindung zwischen dem beschleunigenden Tempo der sinnlichen, egozentrischen Lebensweise des Hightech und der schwindenden öffentlichen Moral anzuzweifeln.

Natürlich ist die Gemeinde von diesen Umwälzungs- und Veränderungsströmungen nicht unberührt geblieben. Von der Welt wie nie zuvor durch die Feinheiten und überzeugende Macht der modernen Medien beeinflusst, werden Christen auf vielfältige und irreführende Weise nachteilig beeinträchtigt. Der Glaube von Vielen, besonders der Jugend, wird durch die Herausforderung von „wissenschaftlichen" oder „progressiven" Ideen verheert, die auch die biblischen Standards und Moral untergraben....

[Als ein Symptom der „veränderten Hoffnung"] gibt es heute viele Christen (und ihre Zahl wächst rasch), welche die Hoffnung auf eine unmittelbar bevorstehende Entrückung als das negative Produkt einer defätistischen Theologie ansehen. Sie glauben aufrichtig, die Erwartung, jeden Moment nach Hause in den Himmel geholt zu werden, untergrabe den „Sieg", der von der Gemeinde erzielt werden könnte, wenn Christen nur die Vision kapieren würden, die Welt zu übernehmen, und sich zusammenschließen würden, um sie zu realisieren.

Im Gegenteil, es gibt eine viel aufregendere und lohnendere Hoffnung für jene, die an die Entrückung glauben. Wir werden in verwandelten Körpern mit Christus vom Himmel zurückkehren, um mit Ihm über diese Erde zu regieren. Diese Hoffnung umfasst eine wirklich neue Weltordnung, die allem weit überlegen ist, was wir in diesen sterblichen Körpern und ohne Seine physische Gegenwart auf Erden errichten könnten. Solch eine Zukunftssicht hilft uns zu erkennen, dass wir kein Teil dieser alten Weltordnung sind, und bereits jetzt, uns klar von ihr zu trennen.

Die Grundlage wird gerade für eine Hauptkonfrontation zwischen jenen gelegt, die danach verlangen, diese Erde bei der Entrückung in Richtung Himmel zu verlassen, und anderen ebenso aufrichtigen, die glauben, es sei Pflicht des Christen, das Reich hier auf dieser Erde zu errichten und dass unser Herr erst dann schließlich zurückkehren wird, wenn dies von der Kirche in Seiner Abwesenheit ausgeführt worden ist....

Natürlich hat es schon immer verschiedenartige Sichtweisen des Zweiten Kommens gegeben. Die amillenniale Position, die üblicherweise von Lutheranern, Presbyterianern und Katholiken (neben anderen) eingenommen wird, sieht die Geschichte für viele Tausende von Jahren weitergehen, wobei Christus schließlich die Dinge an irgendeinem undefinierten Zeitpunkt in der Zukunft zu Ende führen wird und die Prophetie wenig, wenn überhaupt etwas zu sagen hat, was uns irgendeinen Hinweis auf Zeitablauf oder die Ereignisse unterwegs geben könnte. Gleichermaßen deutet die postmillenniale Sicht an, dass wir uns bereits im Millennium befinden (das nicht buchstäbliche Tausend Jahre, sondern Hunderttausende umfassen könnte), dass die Kirche die Welt schrittweise übernehmen und schließlich in Christi Abwesenheit das Reich errichten wird, wonach Er zum jüngsten Gericht zurückkehrt. Obwohl es dort einen allgemeinen Glauben an die Entrückung gibt, stellt der Postmillennialismus dieses Ereignis so weit in die Zukunft, dass es keine praktische, motivierende Wirkung auf das eigene Leben hat.

In den frühen 1970ern war die Entrückung das Thema in der Gemeinde, über das am meisten gesprochen wurde. Lindsey hatte die Aufmerksamkeit und Phantasie seiner Generation gewonnen. Pastoren predigten über den Himmel und die Christen erwarteten ungeduldig, jeden Moment hochgeholt zu werden, um ihrem Herrn in der Luft zu begegnen. Sogar die säkulare Welt wurde mit dem Konzept vertraut. Es gab Filme über die Endzeit wie The Omen. Radio und Fernsehen erwähnten das Zweite Kommen häufig, und Cartoons und Aufkleber nahmen das Thema auch auf. Ein Aufkleber warnte feierlich: „Ich verschwinde bei der Entrückung, fahren sie auf eigenes Risiko!"

All dies hat sich geändert. Die Aufkleber sind abgenutzt, die Filme haben ihren Anreiz verloren, und die Predigten haben sich auf aktuell populäre Themen verlagert. Der Untertitel eines kürzlich erschienenen Artikels in Moody reflektiert die aktuelle Stimmung: „Hal Lindsey war verfrüht. Die Erde ist großartig, aber es ist zu früh, sie ehemalig zu nennen."

Die meisten Christen wissen nicht länger, was sie über Prophezeiungen glauben sollen und erkennen nun, dass sie ihre zuvor gehaltene Meinung ehrlich und sorgfältig überdenken müssen. Viele, die einst über die Aussicht begeistert waren, jeden Moment in den Himmel hochgeholt zu werden, wurden verwirrt und ernüchtert, weil die allgemein akzeptierte biblische Interpretation, auf die sie sich einst stützten, scheinbar versagt hat. Jene, die an die Entrückung glaubten, weil sie populär war, haben sie natürlich jetzt, wo sie unpopulär geworden ist, aufgegeben. Sie hatten nie einen guten Grund für das, was sie, gegründet auf ihre eigenen, sorgfältig abgewogenen Überzeugungen, glaubten. Es ist traurig, dass so wenige Christen die Bibel selbst kennen....

Die Gemeinde ist nun reif für die Entwicklung von Sichtweisen der Geschichte und Prophetie, welche die Entrückung entweder herunterspielen oder eliminieren und die Betonung auf „Christianisieren" (im Gegensatz zum „Bekehren) der Welt legen. Eine neue Buchgattung, die die Vorstellung befürwortet, „Sieg in Christus" bedeute eine christliche Übernahme dieser Welt, kommt von der Druckpresse und verkauft sich gut. Solche Vorstellungen werden erfolgreich durch [Gruppen], welche... die Entrückung schlechtmachen, in die evangelikalen Gemeinden des Mainstream hineingenommen.

Heute ist die einst strahlende Hoffnung der Gemeinde, von Christus jeden Moment heim in den Himmel geholt zu werden, sogar bei vielen Christen zur Zielscheibe von derben Scherzen und ein allgemeiner Gegenstand von Spott oder Verachtung geworden. Die ursprüngliche Anzeige für die  econstructionist Biblical Blueprints Buchreihe nennt die Entrückung verächtlich „Gottes Helikopterflucht". Earl Paulk, Gründungspastor der 10.000 Mitglieder zählenden Chapel Hill Harvester Church nahe Atlanta und populärer christlicher Fernsehlehrer, nennt die Entrückung „Die Große Fluchttheorie".

Bei der Entrückung in den Himmel geholt zu werden ist in großem Ausmaß durch die rasch wachsende neue Hoffnung ersetzt worden, dass die Gemeinde dazu bestimmt ist, die Welt zu übernehmen und das Reich Gottes zu errichten. Der Fokus hat sich abgewandt vom Seelengewinnen für eine Bürgerschaft im Himmel zur politischen oder sozialen Handlung, die darauf abzielt, die Gesellschaft aufzuräumen. Kaum eine Predigt wird über die Welt gehalten, die kommen wird. Die Aufmerksamkeit wird stattdessen darauf gerichtet, wie man in dieser Welt Erfolg haben kann. Wenn wir einen Marsch auf Washington machen, der groß genug ist, und genug unserer Kandidaten hineinwählen, dann können wir diese Welt zu einem schönen, sicheren, moralischen und erfüllenden „christlichen" Ort für unsere Enkel machen. Dies ist ein sehr verlockendes Scenario. George Grants Appell klingt logisch und extrem überzeugend:

Die pessimistische Mentalität hat mich mit der Zeit sehr desillusioniert, das Ziel der Weltgeschichte sei es, die Gemeinde in die Ecke zurückzudrängen und schließlich, in der letzten Sekunde, gerade vor dem Moment absoluter Zerstörung, schnappt Gott uns in die himmlischen Regionen und sagt: „Nun, ihr habt die Welt verloren, ihr habt eure Kultur verloren, ihr habt eure Kinder verloren, ihr habt die Schulen verloren, ihr habt all die ungeborenen Babys verloren, ihr habt Südafrika verloren, ihr habt alles verloren. Wohl getan, mein guter und getreuer Knecht." Ich konnte das einfach nicht abkaufen. Rekonstruktionisten sagen, das sei nicht die einzige Sichtweise, wie die Gemeinde in der Welt agieren sollte.

Die Erwartung der baldigen Rückkehr des Herrn, die in den 1970ern so offensichtlich war... ist fast aus der Gemeinde verschwunden.... Ein überraschender und wachsender Antagonismus gegen das gespannte Schauen und Warten auf die Rückkehr Christi, was bestimmt die Haltung der Urkirche war, hat sich entwickelt. Das Pendel schwingt zu einer gänzlichen Ablehnung nicht nur der Entrückung vor der Trübsal, sondern auch der vor dem Millennium....

Der Trend... hat sich beschleunigt. Wir könnten den aktuellen Kampf, der in der Southern Baptist Church vor sich geht, als ein Beispiel zitieren. Sie ist die größte, protestantische Denomination, aber zurzeit verliert sie Mitglieder mit überraschender und wachsender Rate an unabhängige Gemeinden, welche die Entrückung leugnen, jeden Platz für ein nationales Israel in der Prophetie bestreiten, und glauben, dass eine Elitegruppe von „Überwindern" bald Unsterblichkeit in ihren Körpern ohne die Auferstehung oder das Zweite Kommen an den Tag legen und die Welt für Christus übernehmen wird. Erst dann wird Christus zurückkehren. Nicht jedoch um Seine Braut nach Hause in den Himmel zu holen, wie die Bibel eindeutig lehrt, sondern um über dem Reich zu herrschen, das durch sie für Ihn hier auf dieser Erde errichtet worden ist. Einer der Führer dieser Bewegung schreibt:

„Sie können Bücher über das in den Himmel Kommen durch eine so genannte ‚Entrückung‘ lesen, wenn sie das anmacht. Wir wollen die Bibel studieren, um zu lernen, zu leben und zu lieben und den Himmel auf die Erde zu bringen."

Lohnt sich die Diskussion dieser Streitfrage überhaupt? Immerhin, was tut das schon, wann Christus kommt oder wann oder wie das Reich errichtet wird? Ist die eschatologische Debatte von irgendeiner Bedeutung? Eine Teilantwort liegt in der Tatsache, dass die Prophezeiung der „letzten Tage" ein Thema ist, das ungefähr ein Viertel der Bibel ausmacht. Wie könnten wir die Andeutung wagen, der Heilige Geist würde einer Sache, die letztlich keine Rolle spielt, solche Bedeutung geben? Nur gegründet auf der Menge an Aufmerksamkeit, die ihr in der Bibel gewidmet wird, muss die Frage, wann und wie und warum Christus zurückkehrt, von größter Bedeutung sowohl für Gott wie für uns sein. Wir müssen danach trachten, den Grund zu verstehen.

Einer der Gründe für die Bedeutung dieser Frage sollte ziemlich offensichtlich sein. Paulus sagt uns, Christus würde Seine Braut von dieser Erde wegschnappen, um Ihn in der Luft zu treffen - „und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit" (1 Thessalonicher 4,17). Folglich werden jene, die erwarten, Christus zu begegnen, wenn ihre Füße noch auf dieser Erde stehen - einen „Christus", der gekommen ist, um das Reich zu übernehmen, was sie in Seinem Namen etabliert haben - schwer getäuscht worden sein. Sie könnten tatsächlich daran gearbeitet haben, das irdische Reich für den Antichristen zu bauen. Doch diese Lehre, wir müssten die Welt übernehmen und das Reich für Christus errichten, ist zur am schnellsten wachsenden Bewegung in der Gemeinde heute geworden.

Eine der Schlüsseldoktrin dieser Bewegung ist die Behauptung, die Gemeinde sei jetzt Israel, Erbin all seiner Verheißungen und das nationale Israel sei von Gott abgeschnitten worden und habe keinen weiteren Platz im prophetischen Schema. Dieser neue Fokus auf ein irdisches Erbe für die Gemeinde hat die Hoffnung, in der Entrückung in den Himmel geholt zu werden, noch weiter zu einer Zielscheibe der Lächerlichkeit gemacht. Er hat auch einen drastischen Wandel in der Haltung und eine schwerwiegende Abnahme bei der traditionellen Unterstützung der evangelikalen Kirche für Israel hervorgebracht, eine Kehrtwendung, die diese winzige Nation alarmiert....

Bei einer Rede am 11. April 1988 in Edmond, nahe Oklahoma City, übermittelte Rick Godwin, ein langzeitlicher Mitarbeiter von James Robinson und populärer Redner auf christlichen Medien, die Art von antiisraelischer Rhetorik, die so typisch in charismatischen Kreisen wird: „Sie [das nationale Israel] sind nicht auserwählt, sie sind verflucht! Sie sind nicht gesegnet, sie sind verflucht...! Die Kirche - das ist das Israel Gottes, nicht dieser Knoblauchtyp am Ende des Mittelmeers!" Earl Paulks Kritik am nationalen Israel und an jenen, die wohlwollend darauf blicken, umfasst die höchste Anklage:

Die Stunde ist für uns gekommen zu wissen... dass der Geist des Antichristen jetzt in der Welt am Wirken ist... [durch] die angeblich vom Heiligen Geist erfüllten Lehrer, die sagen, „Wenn du das nationale Israel segnest, wird Gott dich segnen." Das ist nicht nur unverhohlen täuschend, es ist überhaupt kein Teil des neuen Bundes!

Ströme der Veränderung sausen durch die Welt und die Gemeinde. In den entscheidenden Tagen vor uns könnte die evangelikale Kirche wegen der Entrückung und verwandter Streitfragen über Israel wohl eine Spaltung erleben, die mit der vergleichbar ist, welche die katholische Kirche als Ergebnis der Reformation in den 1500ern erlebte. Auch wäre es nicht überraschend, wenn bei der Sache der Einheit das größere Lager im Protestantismus sich sehr viel näher zu einer ökumenischen Union mit dem Katholizismus bewegte, welcher traditionell antisemitisch war und die Entrückung vor 1.600 Jahren verwarf. Einige der Gründe, warum dies geschehen könnte, und die wahrscheinlichen Folgen, sollten auf den folgenden Seiten deutlich werden.... [siehe TBC Produktseiten für Details.]

Wir müssen uns davor hüten, dass wir in unserem Eifer, „die Welt für Christus zu ändern", nicht so eng mit einem andauernden irdischen Prozess verbunden werden, der sich in unbestimmte Zukunft erstreckt, dass wir unsere Vision des Himmels verlieren. Wir können nicht wirklich der Gesamtheit dessen, was die Schrift sagt, getreu sein, wenn wir nicht hinreichend von dieser Welt gelöst sind, um bereit zu sein, sie jeden Augenblick zurückzulassen.

Es gibt Grund besorgt zu sein, die... Reich / Dominion Befürworter könnten eine falsche Auffassung unseres irdischen Dienstes begünstigen - eine Auffassung, vor der wir uns schützen müssen, damit wir nicht auf subtile Weise... in [die] falsche Vorstellung verfallen, der sterbliche Mensch könne ausführen, was nur der unsterbliche Mensch, unser auferstandener Herr, und wir als unsterbliche, auferstandene Wesen mit Ihm, vollbringen können. Wir wagen es nicht, uns mit weniger als der Fülle dessen zu begnügen, was Christus versprochen hat! Die Herrlichkeit, die Er anbietet, ist Lichtjahre jenseits der... Agenda, diese gegenwärtige Welt mit diesen schwachen und fehlerhaften Körpern zu christianisieren und zu übernehmen....

Die Freude und Herrlichkeit, die Er geplant hat und an der wir, so wünscht Er es, teilnehmen sollen - und die Erwartung, jeden Moment hochgeholt zu werden, um diese Hoffnung Wirklichkeit werden zu sehen - sind mehr als genug, um uns für ein siegreiches Leben und Zeugnis geben zu begeistern und inspirieren und motivieren.... Wir wagen es nicht, im Namen von Einheit und Vermeiden von Kontroversen die Hoffnung aufzugeben, die uns in den Schriften gegeben ist (siehe 1 Korinther 15,51-53, 1 Thessalonicher 4,16-18).