Verteidigt den Glauben 2018_01 | thebereancall.org

Verteidigt den Glauben 2018_01

Hunt, Dave

Biblische Antworten auf herausfordernde Fragen

Disziplin und Reife durch Gebet

Frage: Ich verstehe es so, Christen sollten „nach Gottes Willen“ beten. Warum tut Gott Seinen Willen nicht einfach ohne Empfehlungen, wie Er es tun soll? Und wenn Er alles weiß, warum sollen wir Ihm sagen müssen, was getan werden soll? Sollte Gott „für die Seinen sorgen“, wie ich bei Predigten so oft gehört habe, warum müssen „die Seinen“ dann immer nach Ihm rufen, damit er ihre Bedürfnisse stillt?

Antwort: Keiner, der Gebet wirklich versteht, glaubt, dass man dadurch Gott etwas empfiehlt, was Er nicht bereits weiß oder wie und wann Er Seinen Willen ausführt. Gebet ist, wie wir unser Begehren Gott gegenüber ausdrücken, aber wahres Gebet beharrt nicht darauf. Auch würde niemand, der Gott kennt, Ihn überreden wollen, etwas zu tun, das nicht Seinem Willen entspricht, auch wenn dies möglich wäre. Schließlich ist Gott weiser als wir. Im Gebet auszudrücken, wie es Christus als Mensch tat, „nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ (Lukas 22,42), will, dass wir unser endliches Verständnis anerkennen und unsere Wünsche Gottes unendlicher Weisheit und Liebe unterwerfen, wissend, dass Sein Weg der beste ist.

Warum dann überhaupt beten? Betrachten wir ein konkretes Beispiel. Angenommen, jemand ist schwer krank. Für ihn zu beten ist Ausdruck unserer Liebe und Sorge. Es gesteht auch ein, die Heilung liegt in Gottes Händen und bekennt völlige Abhängigkeit von Ihm. Angenommen, die Person erholt sich so wunderbar, dass Gott zweifellos eingegriffen hat. Hätte Gott sie ohne Gebet geheilt? Da die völlige Wiederherstellung klar Gottes Wille war, dürfen wir sicher sein, es wäre ohne Gebet geschehen, aber vielleicht nicht auf offensichtlich wunderbare Weise. 

Was soll Gebet nützen, wenn ohne es im Grunde dieselbe Wirkung hätte eintreten können? Alles Gebet, das nicht ich-bezogen ist, ist eine Gelegenheit, unsere Liebe und Sorge für andere Gott gegenüber auszudrücken und uns zugleich gehorsam Seinem Willen zu unterwerfen. Gebet kann eine starke Wirkung bei der eigenen Charakterbildung haben und uns Gott näher bringen. Das Gebet eines Frommen reflektiert immer mehr den Willen Gottes, indem Er den Charakter und die Gedanken und Taten des Betenden ändert, Seinem Willen und Plan in allem zu entsprechen. Gottes Geist bewegt uns, für genau das zu beten, was Er tun wird. Der Bittsteller wird Gottes Partner beim Ausarbeiten Seines Willens auf Erden. 

Warum jene, die die Seinen sind und für die Gott sorgt, je Bedürfnisse haben sollten, gibt es mehrere Gründe. Zunächst mag unser himmlischer Vater, wie alle weisen Eltern auf Erden ihren Kindern, Geduld lehren und den Charakter bilden, indem er Antworten auf Gebete für bestimmte Nöte zurückstellt. Es mag auch Bedingungen geben, die man in seinem Leben erst erfüllen muss, damit Gott es für angebracht hält, ein Bedürfnis zu stillen.

Ein Kind wird nie Selbstkontrolle und –Disziplin und die anderen wichtigen Lektionen im Leben lernen, wenn die Eltern ihm sofort alles geben, was es will. Dies wissend und im Vertrauen auf Gottes Liebe und Sorge verzweifelt man nicht, wenn Gebete nicht beantwortet werden, sondern versucht zu erfahren, was Gott lehrt. Natürlich gibt es auch den Unterschied, was wir für unsere wirklichen Bedürfnisse halten und dem, was Gott in Seiner Weisheit für unnötige oder gar schädliche Wünsche hält. Dankbar warten wir vergeblich, dass Er die uns gewährt.

Auszug aus Verteidigt den Glauben von Dave Hunt