Das Gebot zu lieben | thebereancall.org

Hunt, Dave

Das Gebot zu lieben

Auszug aus Urgent Call to a Serious Faith [Ein dringender Aufruf zum ernsthaften Glauben]

„Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ – 5 Mose 6,5

Dieser Vers definiert perfekt das Verhältnis, das Gott mit Israel und der ganzen Menschheit haben wollte. Obgleich diese Anforderung in den Zehn Geboten nicht ausdrücklich erwähnt ist (2 Mose 20,1-17; 5 Mose 5,1-22), ist sie laut unseres Herrn Jesus Christus die Kernaussage, und das erste und größte Gebot, das Gott dem Menschen gegeben hat (Matthäus 22,35-40; Markus 12,28-31; Lukas 10,25-28).

Da dies das größte Gebot ist, dann ist das Versäumnis, Gott von ganzen Herzen, Seele und Kraft zu lieben, die größte Sünde, derer man schuldig werden kann. Gott nicht zu lieben, ist tatsächlich die Wurzel aller Sünde. Auch verurteilt unser Herr in seiner Summierung der Zehn Gebote nicht nur die Atheisten und Heiden. Sie ist auch eine schreckliche Anklage der meisten Christen. Wie beschämend wenig Liebe schenken wir Gott! Jesus sagte „mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken!“ Mein eigenes Gewissen wurde zutiefst überführt.

Das zweite Gebot, so unser Herr, ist „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Diesem Gebot zu gehorchen ist der erforderliche Beleg, dass wir Gott wirklich lieben. Johannes erinnert uns, „wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht?“ (1 Johannes 4,20). Nächstenliebe resultiert unweigerlich aus Liebe zu Gott. Diese beiden Gebote (Gott und dann den Nächsten zu lieben), sind unzertrennlich wie Blüte und Frucht. Eine kann es nicht ohne die andere geben. Überdies sagte Jesus, „An diesen zwei Geboten hängen das ganze Gesetz und die Propheten“ (Matthäus 22,40). Hier ist der Kern aller Schrift und von Gottes Anforderungen an die Menschheit.

Gäbe es nicht Gottes Gnade und das Erlösungswerk Christi, würde diese klare Lehre der Schrift über uns wie ein Todesurteil hängen. Wir haben das erste und größte Gebot missachtet und konnten daher das zweite nicht halten. Die Strafe für Sünde ist der Tod – ewige Trennung von Gott und von dem Leben und der Liebe, die in Ihm alleine sind. Wie dringend brauchen wir einen Retter! Und wie sollte nicht Gottes gnädige und vollständige Vorkehrung in Christus genau die Liebe für Ihn in unseren Herzen hervorrufen, nach der Er sich so sehnt!

Gott lieben, nicht sich selbst!

Die Gemeinde ist geschäftig mit Konferenzen, Tagungen, Seminaren und Workshops, wo zahlreiche Themen von Heilung bis Heiligkeit, von Wohlstand bis Prophetie, von Wundern bis Eheberatung gelehrt und diskutiert werden. Doch das Thema Gott zu lieben fehlt oft unübersehbar. Dafür wird die Eigenliebe sehr betont – eine Lehre, die die Gemeinde erst mit dem kürzlich erfolgten Aufkommen der christlichen Psychologie kennenlernte.

Jesus sagte, „An diesen zwei Geboten [erst Gott, dann Nächstenliebe] hängen das ganze Gesetz und die Propheten“ (Matthäus 22,40). Da diese zwei Gebote der Kern der Schrift sind, braucht und kann nichts weiter hinzugefügt werden. Doch jüngst wurde ein Drittes beigefügt: die Eigenliebe. Zudem soll dieses neu eingeführte „Gesetz“ das erste Gebot und Schlüssel zu allen anderen sein. Man lehrt heute verbreitet, Eigenliebe sei der große Bedarf, wir könnten weder Gott noch den Nächsten ganz lieben, wenn wir nicht zuerst lernen, uns selbst zu lieben.

Die Vorrangstellung der Eigenliebe wurde vor mehr als fünfzig Jahren von Erich Fromm vorangetrieben, einem krass antichristlichen, humanistischen Psychologen, der an das angeborene Gute im Menschen glaubte. Er wagte zu sagen, Jesus habe gelehrt, wir müssten zuerst uns lieben, bevor wir andere lieben könnten, als Er sagte, „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Matthäus 19,19). Andere humanistische Psychologen wie Abraham Maslow und Carl Rogers übernahmen Fromms Eigenliebe Konzept und machten es populär.

Weit entfernt davon, Eigenliebe zu lehren, tadelte Christus sie vielmehr in der oben zitierten Aussage. Er sagte, „Du isst, kleidest und sorgst für dich Tag und Nacht. Nun schenke deinem Nächsten etwas von dieser Aufmerksamkeit, die du für dich verschwendest. Liebe deinen Nächsten so, wie du dich übertrieben liebst.“ So verstanden es Christen in der ganzen Geschichte. Christus würde uns kaum sagen, den Nächsten wie uns selbst zu lieben, würden wir uns nicht bereits genug selbst lieben. Aber Fromms pervertierte Interpretation fand durch christliche Psychologie Eingang in die Kirche.

In 1’900 Jahren hatte kein christlicher Autor oder Prediger je einen einzigen Vers in der Bibel entdeckt, der Eigenliebe und Selbstachtung lehrt. Kalvin, Luther, Wesley, Spurgeon, Moody und andere fanden gerade das Gegenteil: Die Notwendigkeit, sich zu verleugnen und andere höhere zu achten als sich selbst (Philipper 2,3). Die Betonung der Eigenliebe durch humanistische Psychologie inspirierte christliche Psychologen dennoch, die Schrift neu zu interpretieren, was ihren neuen Berufszweig unterstützte. Bruce Narramore schrieb, „Unter dem Einfluss von humanistischen Psychologen wie Carl Rogers und Abraham Maslow fingen viel von uns christlichen [Psychologen] an, unseren Bedarf an Eigenliebe und Selbstachtung zu sehen. Dies ist gut und notwendig.“

Leider hat dieser humanistische Einfluss die Bibelinterpretation korrumpiert, so dass jetzt Pastoren, Prediger, Lehrer und Televangelisten beinahe überall überzeugt die Lüge der Eigenliebe als neue Wahrheit von der Kanzel und durch christliche Medien verkünden. Als trauriges Resultat wird die unerlässliche Liebe zu Gott vernachlässigt und Eigenliebe tritt in der Vordergrund. Nicht länger werden wir überführt, unser Versagen, Gott nicht von ganzem Herzen, Seele und Kraft zu lieben, sei die schwerste Sünde und die Wurzel aller persönlichen Probleme. Stattdessen erfahren wir, unser Problem sei ein schlechtes Selbstbild und Mangel an Eigenliebe, und wir werden gedrängt, uns selbst zu lieben, zu beachten und zu schätzen. Was für eine tödliche Verdrehung der Schrift!

Heute wird die Weltevangelisation zunehmend betont, was gewiss nötig und löblich ist. Wir müssen dem Großen Missionsauftrag Christi gehorchen. Ein erwachendes soziales Gewissen, das Anliegen, praktisches Christentum zu zeigen, indem wir für die um uns sorgen, vom Ungeborenen, das durch Abtreibung bedroht ist, bis zum Obdachlosen und Unterprivilegierten. Und das ist richtig. Doch was zuerst kommen muss – eine tiefgehende Liebe zu Gott – wird weithin vergessen.

„Und wenn ich alle meine Habe austeilte und meinen Leib hingäbe, damit ich verbrannt würde“ (1 Korinther 13,3) sind löbliche Taten, aber wenn sie nicht durch eine alles verzehrende Liebe für Gott motiviert und geheiligt sind, sind sie in Seinen Augen wertlos. Ist uns die Lehre dieses großartigen Liebeskapitels wirklich bewusst? Wie erstaunlich und traurig ist diese Liebe für Gott in der Hektik vergraben, Ihm zu dienen. Der durchschnittliche Christ denkt wohl wenig darüber nach, Gott zu lieben, während er vieles andere liebt, einschließlich sogar der Welt, was ihm verboten ist.

Der Himmel wird voll verzückter Freude ewiger und unendlicher Liebe sein. Welchen Vorgeschmack vom Himmel könnten wir jetzt haben – und gleichzeitig unseren Herrn zufrieden stellen!

Viele Aspekte, die große Sorgen machen, nehmen zurecht die Aufmerksamkeit von Gemeindeleitern und ihren Herden ein. Doch das größte Gebot, und was Gott von uns vor allem begehrt, wird kaum erwähnt. Noch weniger erhält es den Vorrang, den es in der Kirchengemeinschaft und im Leben des Einzelnen haben sollte. Wie tragisch! Und welch eine Anklage des heutigen Christentums. Keiner von uns ist schuldlos an dieser großen Sünde. Mein Herz brach, als ich von neuem überführt wurde, wie sehr ich versage, den Kern von Gottes Geboten zu halten. Ich hab Ihn mit neuer Trauer und Verlangen angerufen, Er möge mir helfen, Ihn von meinem ganzen Herzen zu lieben und meinen Nächsten wie mich selbst.

Die Bibel ist voller Aufforderungen, Gott zu lieben. Sie erklärt, warum wir das tun sollten und die dadurch erlangten Vorteile. Hier sind ein paar Beispiele. Suchen Sie weitere und denken darüber nach:

  • Und nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, von dir, als nur, dass du den HERRN, deinen Gott, fürchtest, dass du in allen seinen Wegen wandelst und ihn liebst und dem HERRN, deinem Gott, dienst mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele… damit du lebst… denn das ist dein Leben und bedeutet Verlängerung deiner Tage. (5 Mose, 10,12; 30,6.20)
  • Ach, HERR, du Gott des Himmels, du großer und furchtgebietender Gott, der den Bund und die Gnade denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten! (Nehemia 1,5)
  • Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. (Römer 8,28)
  • Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und keinem Menschen ins Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. (1 Korinther 2,9)

Gott sagt uns in 5 Mose 13,1-3, Er würde es falschen Propheten gestatten, Zeichen und Wunder zu wirken, um zu prüfen und zu sehen, „ob ihr den HERRN, euren Gott, wirklich von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebt“. Wir leben in einer Zeit solcher Prüfung. Gott innig zu lieben bewahrt uns vor Abfall.

Ja, Liebe ist geboten. Wahre Liebe fängt im Willen an, nicht den Gefühlen. Sogar vielen Christen scheint unbegreiflich, dass Liebe ein Gebot ist. Die Welt hat uns konditioniert zu glauben, man „verliebe sich“ und Liebe sei eine romantische Verlockung zwischen den Geschlechtern. „Junge trifft Mädchen und verliebt sich“ ist das populärste Thema unserer Romane und Filme. Doch „Liebe“ ohne Gott bringt Leid.

Man sieht das „Verlieben”, als würde man hilflos in ein geheimnisvolles, euphorisches, überwältigendes Gefühl geschwemmt, über das man keine Kontrolle hat, und das unweigerlich seinen Zauber verliert. Man ist somit gleichermaßen hilflos, wenn „die Liebe nachlässt“ und man sich danach in jemand anderen „verliebt“. Eine Verpflichtung des Willens fehlt. Wir sollen in Reinheit lieben – zuallererst Gott, mit unserem ganzen Wesen, und dann unseren Nächsten, um zumindest teilweise unsere natürliche Neigung zur exzessiven Selbstliebe zu korrigieren. Liebe ist eine Verpflichtung zu Gott, die sich in menschlichen Beziehungen erweist.

Ja, sich verlieben verwandelt zeitweise die Verliebten. Man ist plötzlich jemand anderes. Jemand anderer wird plötzlich wichtiger als man selbst, es bringt Befreiung von der Sklaverei des Ich, die uns üblicherweise alle gefangen hält. Das Ich hat nicht länger Priorität, sondern ein anderer ist unser Hauptfokus. Die Liebe und Aufmerksamkeit, die wir einst für uns verschwendeten, wird dem geschenkt, in den man verliebt ist – und das bringt gewaltige Freiheit und Freude. Diese vorübergehende Befreiung von der Ichbezogenheit erklärt mehr als alles den Rausch der Liebe – eine Tatsache, die die „Verliebten“ üblicherweise nicht erkennen.

Liebe ist Verpflichtung des Willens

Wenn Liebe anderer so verändernd ist, wie viel mehr ist es, Gott echt und innig zu lieben. Wie kann das geschehen? Gott ist so großartig, so weit jenseits unserer begrenzten Fähigkeit, zu verstehen, dass es unmöglich scheint, Ihn zu kennen. Und es ist (außer mit Gottes Liebe) unmöglich, jemanden zu lieben, den man nicht kennt. Liebe ist zuallererst persönlich.

Um Gott zu kennen, solle man am besten Christus visualisieren, der Gott im Fleisch gekommen ist, so wird in Kirchen gelehrt. Visualisierung ist die mächtigste okkulte Technik. Wenn man ein Wesen, sogar „Gott“ oder „Christus“ visualisiert, kommt man in Kontakt mit einem sich maskierenden Dämon. Doch Visualisierung ist in der Kirche populärer denn je.

Lehrer dieser Methode bestreiten jegliche okkulte Verstrickung und sagen, „visualisiere Christus so, wie dein Lieblingskünstler Ihn malt – dann rede mit Ihm und Er wird antworten.“ Was für eine Täuschung, mit einem imaginären „Christus“ in Beziehung zu treten! Sogar wenn das im Kopf geschaffene Bild absolut akkurat wäre, was nicht zutrifft, „verliebt“ man sich bloß in ein Bild sein und stellt sich vor, es würde antworten. Das grenzt an Wahnsinn, doch führende Christen fördern es.

Man sagt auch, die Visualisierung von Bibelszenen helfe, ihre Lehre zu verstehen. Diese Praxis ist nicht nur okkult, sondern unlogisch und irreführend. Sich als Teil der zuhörenden Volksmenge zu visualisieren, wird offensichtlich nicht helfen, die Bergpredigt zu verstehen. Die meisten Seiner Zeit, die Jesus mit ihren eigenen Augen und Ohren sahen und hörten, verstanden nicht, was Er sagte, und gehorchten nicht. Bilder, selbst wenn sie zutreffen, helfen nicht, Gott und Sein Wort zu kennen – noch weniger, wenn man sich Szenen vorstellt, für deren Wiederherstellung die Bibel unzureichende Angaben macht. „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört“, sondern Gott offenbart Sich und Seine Wahrheit unseren Herzen „durch seinen Geist… weil es geistlich beurteilt werden muss“ (1 Korinther 2,9-14).

Bilder kommen beim Fleisch gut an. Schönheit geht nur so tief wie die Haut. Salomon sagt, „Anmut ist trügerisch und Schönheit vergeht“ (Sprüche 31,30) und Petrus warnt vor äußerlicher Anmut und empfiehlt den „verborgene[n] Mensch des Herzens“ (1 Petrus 3,4). Welche Torheit zu denken, ein durch eigene Vorstellung erzeugtes Bild Christi helfe einem, Ihn zu kennen und zu lieben.

Liebe ist nicht zuerst ein Gefühl. Sie ist eine Verpflichtung. Sie fehlt bei vielem, was heute als Liebe bezeichnet wird. Eine echte und andauernde Verpflichtung zueinander fehlt wegen weltlicher Einflüsse oft sogar in christlichen Ehen und weil Kirchenführer die Liebe, Achtung, Annahme und Wertschätzung des Ichs fördern.

Verpflichtung fehlt auch bei der Beziehung vieler Christen zu Gott. Statt ein Liebesgefühl für Gott zu entwickeln, verpflichte dich lieber, Ihn zu lieben und Ihm zu gehorchen. Jesus versprach, „Wer meine Gebote festhält und sie befolgt, der ist es, der mich liebt… und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren… und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“ (Johannes 14,21-23).

In unseren Herzen müssen wir Gott und Seine Liebe kennen. Während wir Ihn in Seinem Wort und im Gebet suchen, wird Er Sich durch Seinen Geist zeigen. Wir sollen Ihn von ganzen Herzen, Seele und Kraft lieben. Möge Er uns wieder der Sünde überführen, Ihn nicht zu lieben, wie wir sollten, und möge unser Wunsch, diesem ersten und größten Gebot zu gehorchen, unsere Leidenschaft werden. Erst dann werden wir anfangen, diese Liebe füreinander zu bekunden, die laut Christus das Kennzeichen ist, wodurch die Welt Seine wahren Jünger erkennen würde – die, denen Er sagte, „Wenn ihr mich liebt, haltet meine Gebote.“