Der Wächter des Herrn | thebereancall.org

McMahon, T.A.

In stillem Gedenken an Dave Hunt, 1926-2013 – Gründer des The Berean Call

Menschensohn, ich habe dich dem Hause Israel zum Wächter gesetzt; und du sollst das Wort aus meinem Munde hören und sie von meinetwegen warnen. – Hesekiel 3,17

Ich war fantastisch gesegnet, 35 Jahr mit Dave Hunt zusammen zu arbeiten. Nur jene, die Dave persönlich gekannt haben, können wirklich verstehen, wie wunderbar privilegiert ich gewesen bin. Es begann an dem Tag, als ein christlicher Filmemacher mich zu ihm nach Hause brachte. Nur ein paar Monate zuvor war ich als Drehbuchautor für die Produktion des James Michener Romans Caravans an Ort und Stelle im Iran. Nach meiner Rückkehr in die USA geschah jedoch etwas zeitlich und ewig viel Bedeutsameres: Ich wurde wiedergeborener Christ.

Ich betete darum, was ich mit meinem neuen Leben in Christus tun sollte, als der Herr mich zu Dave leitete. Der Auslöser war ein Drehbuch, das Dave schreiben lassen wollte, und das auf einer fiktiven Geschichte beruhte, die er entwickelte. Ich las den Entwurf seiner Erzählung und sagte ihm – mit Bedauern – ich hätte praktisch keine Ahnung vom biblischen Christentum, obgleich ich wüsste, wie man Drehbücher schreibt. Ich war sicher, diese Unkenntnis würde mich in hohem Maße daran hindern, seine Geschichte als Drehbuch zu verarbeiten. Ich war unendlich dankbar, als er sagte, wenn ich nichts gegen eine Zusammenarbeit hätte, könnte er soweit erforderlich den biblischen Beitrag liefern. Ich war zu neu im Glauben um „Preis den Herrn“ zu rufen, aber ich weiß, dass mir etwas Ähnliches durch den Kopf ging. Zu dieser Zeit hatte ich keine Vorstellung, was eine „Berufung“ oder die biblische Gabe der Hilfe war, aber irgendwie wusste ich im Herzen, dass ich Dave bei dem helfen sollte, was Gott ihm ans Herz gelegt hatte. Als ich mich mit dem frommsten Mann, den ich je gekannt hatte, zusammentat, war das der Anfang von dreieinhalb Jahrzehnten des Lernens und Auslebens der Schriften. Und ich lernte ihn ziemlich gut kennen.

Die ersten dreißig Jahre meines Lebens, bevor ich das biblische Evangelium kennenlernte und daran zu meiner Rettung glaubte, war ich römischer Katholik. Durch das Zeugnis junger Evangelikaler wurde mir aus der Bibel gezeigt, dass Christus die volle Strafe für meine Sünden bezahlt hatte und dass ich die Gabe des ewigen Lebens empfangen könnte, wenn ich einfach meine eigene Sünde anerkannte und Seine Vergebung durch Glauben alleine empfing. Dies tat ich also, obgleich mir die meisten der anderen Lehren in der Bibel noch ziemlich wenig bekannt waren. Als ich anfing, mit Dave zu arbeiten, fing auch meine Schulung in den Schriften an. „Schulung“ mag nicht die beste Wortwahl sein, weil Dave nie einen akademischen Ansatz für meine biblische Ausbildung wählte. Am Anfang waren es vor allem meine Fragen über irgendwas, das er gesagt oder geschrieben hatte. Seine Reaktion bestand darin, mich beständig zur Bibel zu dirigieren: „Hier ist die Stelle, Tom. Lies sie selbst!“ Später wurde das reduziert zu: „Sei ein Beröer! Überprüfe es.“

Obgleich Dave Gelehrsamkeit respektierte, glaubte er fest an und befürwortete die Vertrautheit mit dem Wort Gottes. Ich traf nie jemanden, der die Schrift inniger kannte. Das mag für manchen nichts Großes sein, aber es ist riesig, wenn man erkennt, dass die Schrift selbst der beste Ausleger der Schrift ist. Zu sagen, die Bibel erkläre sich selbst, ist keine Übertreibung. Den ganzen Ratschluss Gottes zu kennen ist entscheidend, wenn wir ihn verstehen wollen. Oft tadelte Jesus die Religionsführer und sogar Seine eigenen Jüngern, wenn sie nicht wussten, was die Schrift lehrte. Daves wertvollste Lektion für mich, die er mir beständig über die Jahre durch sein Vorbild lehrte, bestand darin, seine Liebe für Gottes Wort zu sehen, wie er darin sorgfältig las, und dann ihn zu beobachten, wie er es tatsächlich auslebte.

Die andere Sache, die mich bei Dave am meisten beeindruckte, war die Demut und Güte, mit der er religiöse Kontroversen handhabte. Solche Auseinandersetzungen waren für mich, der als Katholik aufwuchs, fremd – nicht dass sie in der Kirche von Rom nicht existierten, aber die Streitfragen wurden selten, wenn überhaupt diskutiert. Man erkannte bloß an, manche Katholiken seien liberaler als andere und nicht jeder stimme der Verhütung und bestimmten anderen Dogmen der Kirche zu. Ich lernte sehr rasch, dass dies unter Evangelikalen definitiv nicht der Fall war, besonders in meiner Verbindung mit „dem Mann der Kontroversen“, Dave Hunt! Ich meine, ein Grund, warum Kontroversen unter Evangelikalen stärker ausgeprägt sind, liegt darin, dass sie traditionell die Schrift als die Autorität für ihre Glaubensansichten und Praktiken angesehen haben. Wenn Lehren aufkommen, die im Widerspruch zu Gottes Wort stehen, schaffen sie Spaltungen unter denen, die bekunden, bibelgläubige Christen zu sein – oft eher feindliche Spaltungen.

Wenn ich einigen evangelikalen Bekannten früh in meiner Beziehung zu ihm erzählte, ich arbeite mit Dave Hunt zusammen, war ich überrascht, dass sie ernsthafte Vorbehalte über meine Verbindung zu ihm hatten. Wenn ich sie bat, mir einige Gründe zu nennen, warum Dave so kontrovers war, konnten sie es nicht wirklich sagen. Die meisten der betroffenen Leute kannten Dave nicht persönlich noch hatten sie seine Bücher gelesen oder ihn reden hören. Das war für mich ein Rätsel, was noch deutlicher wurde, als ich das Privileg hatte, ihm bei der Verführung der Christenheit zu helfen (obgleich er meine Beiträge kaum benötigte). Dennoch war der Gesichtspunkt der Kontroversen kaum komplex. Eine Lehre entspricht entweder der Schrift oder nicht. Wenn sie es nicht tut, erhebt die Spaltung ihr hässliches Haupt (Apostelgeschichte 16,17).

Die Verführung der Christenheit entstand hauptsächlich aufgrund von Reaktionen auf zwei vorausgehende Bücher Daves, The Cult Explosion und The God Makers (geschrieben zusammen mit Ed Decker). Obgleich jene Bücher, wie auch die Dokumentarfilme mit demselben Titel, bei denen ich mitarbeitete, die unbiblischen Lehren und Praktiken zahlreicher Kulte adressierten, gab es unerwartete und sogar schockierende Reaktionen von Gläubigen, die jene Bücher gelesen und jene Filme gesehen hatten. Diese konservativen Evangelikalen und Charismatiker merkten langsam, dass einige der okkulten Lehren, die wir herausgestellt hatten, in ihren eigenen Kirchen gelehrt wurden! Dies war leicht zu beweisen, doch was noch beunruhigender war, christliche Buchläden waren voll von zahlreichen Titeln, die solche okkulten Praktiken beförderten. Viele von ihnen wurden von den „Glaubensheilung“ Diensten unterstützt, die bei den empirisch getriebenen Charismatikern und Pfingstlern populär waren und die Überzeugung beinhalteten, Christen seien „kleine Götter unter Gott“. Sogar konservative Evangelikale verstrickten sich überdies unter dem Deckmantel der Psychotherapie in Techniken wie okkulte Visualisierung. Wir entdeckten, dass diese Beispiele nicht bloß die Spitze des Eisberges falscher Lehren waren, sondern dass sie auch im Stauwasser der Kirche trieben. Wir waren der Ansicht, wir hätten keine Wahl, als die Streitfragen vor die Kirche insgesamt zu bringen.

Die Verführung wurde ein Bestseller, aber leider aus den falschen Gründen – Kontroverse. Es war vielleicht das erste Buch von einem etablierten christlichen Verlag, das Namen von hochsichtbaren christlichen Führern nannte und ihre falschen Lehren dokumentierte. Dave machte in der Einleitung deutlich, das Buch sei keine Anklage von Individuen, sondern sei eher geschrieben, um sie und jene, die ihre Werke lasen, vor der unbiblischen Natur einiger ihrer Lehren zu warnen, die in vielen Fällen unabsichtlich und in Unkenntnis befördert wurden. Das machte dennoch Verführung ziemlich kontrovers.

Viele Pastoren trugen zur Kontroverse bei, indem sie das Buch von ihren Kanzeln aus verdammten und ihre Gemeinschaften warnten, es zu lesen. Obgleich ich zu dieser Zeit mit Dave ein halbes Dutzend Jahre gearbeitet hatte, war ich auf das, was passierte, nicht vorbereitet. Die Zahl von Leuten, die mich persönlich zur Rede stellten, weil ich daran beteiligt war, war Angst einflößend, um das Mindeste zu sagen. Dave sagte mir, ich solle ihnen antworten, wir seien mehr als willens, alles Mögliche in dem Buch zu korrigieren, das falsch oder nicht schriftgetreu war. Als ich dies dann sagte, war ich schockiert über die überwältigende Anzahl von Kritikern, die kühn erklärten, sie hätten das Buch nicht gelesen und würden es auch nicht tun.

Auf der anderen Seite hatte Die Verführung der Christenheit Auswirkungen auf das Leben Hunderttausender Gläubiger. Wir erhalten sogar nach Jahrzehnten immer noch die Zuschriften von zahllosen Personen, deren Leben sich aufgrund des Einflusses dieses Buchs veränderte und den Schriften folgend erneuerte. Die denkwürdigste kam von einem Gefangenen in der Todeszelle. Er hatte sein Leben dem Fürbittgebet gewidmet, bis er ein Word/Faith positives Bekenntnisbuch zu lesen anfing. Er glaubte der Lüge, sein Glaube sei der Schlüssel dafür, aus seiner Lage befreit zu werden. Er begann, seine Freilassung aus dem Gefängnis beständig zu bekennen. Er schrieb uns, er hätte seinen einst fruchtbringenden Fürbittgebet Dienst zerstört, indem er sich der Mindscience Korruption des wahren, biblischen Gebets zugewandt hatte. Erst als der Wagen mit Gefängnisbüchern mit einer benutzten Ausgabe von Verführung vorbeikam, wurden seine Augen geöffnet. Er sagte, der Herr habe unser Buch verwendet, „ihn zu befreien“ aus der eigennützigen Bindung an die falschen Glaubenslehren, und habe dann seinen Dienst wiederhergestellt, für andere zu beten.

Obgleich Mengen gesegnet wurden, traf dies für einige der in Verführung erwähnten Religionsführer nicht zu. Auf ihre Einladung hin trafen Dave und ich einige wenige von ihnen, um zu diskutieren, warum sie einbezogen waren und was unsere Bedenken waren. Nicht alle Treffen verliefen herzlich. Manche nannten ihn spalterisch und beschuldigten ihn, die „Gesalbten Gottes“ zu beschädigen. Ein anderer beschwerte sich, er sei „ein Mörder“, weil er Christen von der psychologischen Therapie abbringe. Andere stimmten mit Lippenbekenntnissen Daves Erklärungen zu, aber nur ein Führer korrigierte tatsächlich, was er geschrieben hatte. In der ganzen Zeit war Dave höflich aber bestimmt in seiner Standhaftigkeit über das, was die Bibel lehrte. Ich spielte bei diesen Treffen nur das Mäuschen, aber ich lernte, wie ein frommer Mann jemanden korrigiert. Bis dahin kam das dem am nächsten, was Paulus dem Timotheus als Ermahnung mitgab, wie man mit einem Bruder im Irrtum umgehen soll (2 Timotheus 2,24-26).

Wer einige von Daves Bücher gelesen hatte, ihn aber nicht persönlich kannte und ihn nie hatte reden hören, war nur den geschriebenen Worten seiner leidenschaftlichen Hingabe für die Wahrheit der Schrift und seiner Leidenschaft für gesunde Lehre ausgesetzt. Zu oft übersehen viele Leute das Mitgefühl und das Herz des Mannes, dessen Werke sie lesen. Wir beim TBC erkannten dieses Problem, als Zuhörer uns mitteilten, sie fühlten wirklich, sie hätten Dave im Lauf der Jahre, wo wir zusammen Radio gemacht haben, besser kennengelernt. Obgleich das Programm zuvor aufgezeichnet wurde, fühlte es sich wie live an, weil Dave unser Thema nicht im Vorfeld erhielt, so dass seine Reaktionen immer spontan und lebendig waren, besonders hinsichtlich der neuesten unerhörten Sache, die die Christenheit infizierte, welche ich ihm präsentieren würde. Manche Dinge würden ihn „aus dem Häuschen“ unseres Aufnahmestudios bringen, sehr zum Vergnügen unserer Zuhörer.

Ohne jeden Zweifel sind alle Kinder Gottes wunderbar einzigartig; es gibt wohl keine zwei gleiche. Deshalb kann ich mit Zuversicht sagen, es wird nie einen anderen Dave Hunt geben. Seine Güte und Bescheidenheit waren allen, die ihn trafen, offensichtlich. Er war gedanklich brillant. Sein Gedächtnis war einzigartig im Vergleich zu allen, die ich erlebte. Er konnte ganze Bücher der Bibel zitieren, Gedichte, die anscheinend tagelang weitergingen (von denen er viele schrieb), und wenig bekannte Strophen, die wenige auch nur als Teil von ansonsten vertrauten Kirchenliedern erkannten. Wenn jemand beim Essen mit Dave einen Witz erzählte, konnte er mit einer Nonstop Litanei von Witzen weitermachen, die anscheinend endlos war. Sein Sinn für Humor trat jenen wunderbar entgegen, die ihn als einen „engherzigen Häresie Jäger“ charakterisierten. Obgleich er üblicherweise nicht Humor von der Kanzel förderte, fing er manchmal mit Geschichten an, die ihn selbst zur Zielscheibe seiner eigenen Witze machten. Das war immer äußerst wirksam, weil es wenige Versammlungen erwarteten. Er war nicht nur humorvoll, sondern er war der positivste, fröhlichste Typ, den ich kannte. Bestimmt konnte er von Kummer überwältigt werden, doch sah ich ihn nie deprimiert.

Wer mich persönlich kennt, weiß, dass ich gerne angle. Das trifft auch auf Dave zu. Unsere Wanderungen über der Baumgrenze in der Hochsierra auf der Suche nach der schwer fassbaren goldenen Forelle waren unglaublich und absolut erquickend. Dave war Experte im Fliegenfischen. Die Bergabenteuer, die ich mit ihm hatte, zusammen mit vielen anderen Geschichten, würden Bände füllen. Wenn es eine Rivalität zwischen uns gab, ging es nur darum, wer der beste Lagerkoch war; der Geburtstagskuchen meiner Frau, der überm Lagerfeuer gebacken wurde, erledigte für mich diese Streitfrage. Dave war beeindruckt – aber nicht notwendigerweise überzeugt!

Die Berichte, die er nach der Rückkehr von seinen Vortragsreisen erzählte, waren jedoch die „Lieblingsgeschichten von Dave“ bei der TBC Belegschaft. Er erzählte uns sachlich, er könne die Existenz Gottes durch die Leute beweisen, die der Herr auf seinen zahlreichen Flügen neben ihn platzierte – Leute, die für Daves Zeugnis vorbereitet und bereit schienen. Wenn jemand skeptisch hinsichtlich der „göttlichen Verabredungen“ war, brauchte es nur ein paar Beispiele von Dave, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Ich war nie skeptisch, aber mein Vertrauen in seine Berichte erhielt durch mehrere persönliche Erfahrungen große Verstärkung. Als ein Beispiel, wir waren gerade in ein Flugzeug gekommen und bemerkten, dass auf einem unserer beiden zugewiesenen Sitze (mit größerem Fußraum) ein Marinekorporal saß. Da jemand in meiner Größe keinen extra Fußraum zu seiner Bequemlichkeit benötigt, baten wir den Marineangehörigen nicht, woanders hinzugehen, und Dave setzte sich neben ihn. Dave lernte bei ihrer ausführlichen Unterhaltung, dass der Marineangehörige auf dem Weg zu einer Heidenkonferenz mit Festival war. Der junge Mann hörte begierig zu, während er eine Ausbildung in Theologie sowie dem Trugschluss des Heidentums erhielt. Was ist die Wahrscheinlichkeit, dass solch eine Situation per Zufall eintritt? Göttliche Verabredungen passierten Dave nicht nur zufällig, sondern sie passierten regelmäßig.

Nochmal, es wird nie einen anderen Wächter des Herrn geben wie Dave Hunt. Die Frage, die viele im Sinn haben, lautet nun, „was ist das nächste für TBC und den Kumpan des Wächters“ (der zutiefst seinen besten Freund im Herrn vermissen wird)? Wie früher bekundet glaube ich, dass meine Berufung für mehr als drei Jahrzehnte war, einfach Dave dabei zu helfen, wozu Gott ihn berufen hatte. Nun da Dave beim Herrn ist, hat sich meine Berufung meiner Ansicht nach dahin verschoben, die Integrität dessen, was Dave produziert hat, zu bewahren und durch die Gnade Gottes seine Bücher, Artikel, Predigten, Videos und Audiomaterialien zur nächsten Generation von Gläubigen zu bringen. Im Einklang mit dem Erbe, das uns Dave hinterlassen hat, ein Vermächtnis, das auf das Wort Gottes zentriert ist, werden wir bestimmt neue Streitfragen behandeln, so wie sie aufkommen, die den Leib Christi nachteilig beeinflussen. Deshalb begehren wir aufrichtig Ihre Gebete, Gott möge uns in die Lage versetzen, den Kurs beizubehalten, auf den Er Dave leitete. Wir sind gesegnet und privilegiert, dieses Werk weiterzuführen. TBC