Echter Patriotismus! | thebereancall.org

Newton, John

Lieber Freund,

Erlauben sie mir zu sagen, dass es sowohl mein Erstaunen wie auch meine Bedenken hervorruft, ein christlicher Geistlicher wie sie könne es für lohnend erachten, politische Reformen in Angriff zu nehmen. Wenn ich auf den gegenwärtigen Zustand der Nation blicke, erscheint mir ein solcher Versuch nicht weniger vergeblich und töricht zu sein, als die Kabine anzustreichen - während das Schiff gerade sinkt! Oder den Salon zu schmücken - während das Haus brennt!

Als unser Herr Jesus auf Erden war, weigerte Er sich, in Kontroversen oder Politik verstrickt zu werden, „Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?" (Lukas 12,14). „Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft!" (Johannes 18,36). Gottes Kinder gehören zu einem Reich, das nicht von dieser Welt ist; sie sind Fremdlinge und Pilger auf Erden, und ein Teil ihres schriftgemäßen Wesens besteht darin, „die Stillen im Land" (Psalm 35,20) zu sein.

Satan hat viele Einrichtungen, um die Leute zu belustigen, und ihre Gedanken von ihrer wirklichen Gefährdung abzulenken!

Mein lieber Herr, mein Gebet an Gott für sie lautet - Er möge sie veranlassen, ihre Talente einzusetzen, die Er ihnen gegeben hat, indem sie auf Sünde als die große Ursache und Quelle allen bestehenden Übels aufmerksam machen; und die zu verpflichten, die Ihn lieben und fürchten, (anstatt Zeit in politischen Spekulationen zu verschwenden, für die wenige von ihnen kompetent sind,) wegen unserer reichlich vorhandenen Gräuel zu seufzen und auszurufen, und durch Gebet in der Bresche zu stehen, dass Gottes Zorn noch abgewendet und unsere nationalen Segnungen verlängert werden mögen! Das halte ich für wahren Patriotismus - den besten Weg, auf dem Leute in ihrem Privatleben ihrem Land dienen können.

Ich betrachte die Gottlosen als Sägen und Hämmer in der Hand des Herrn. Solange sie Seine Werkzeuge sind, werden sie Erfolg haben - aber keinen Inch weiter! Ihr Zorn wird Ihn preisen, und Seinen Plänen dienlich sein!

Sollte unser Los so gefallen sein, dass wir unseren Dienst ohne Striemen, Geldstrafen, Gefängnis und Tod ausüben können - ist es mehr, als uns das Evangelium versprochen hat! Wenn Christen unter den grausamen Regierungen von Nero und anderen bösen Verfolgern still waren, als sie wie wilde Tiere zur Strecke gebracht wurden - so müssen wir jetzt nicht nur still, sondern äußerst dankbar sein! Damals wurde es als Ehre angerechnet, für Christus und das ‚Ärgernis des Kreuzes' zu leiden!

Diejenigen, welche mit ihrer ‚Freiheit' prahlen, müssen sehr bedauert werden - und doch bedenken sie nicht, dass sie in der äußerst beklagenswerten Lage eines Knechtes der Sünde und Satans sind, unter dem Fluch von Gottes Gesetz und Seinem ewigen Zorn! Ach! Wenn nur eine Stimme ihre Herzen erreichen würde, dass sie ihren wirklichen und furchtbaren Zustand erkennen mögen - und Befreiung aus ihrer entsetzlichen Sklaverei suchen würden! Mögen sie und ich daran arbeiten, jene zu der einen Sache zu leiten, welche absolut notwendig und völlig hinreichend ist.

Wenn ich die Weisheit oder den Einfluss hätte, die bösen Leidenschaften der Menschheit zu besänftigen - ich würde sie freudig gebrauchen! Aber ich bin ein Fremder und Pilger hier in dieser Welt. Meine Satzung, meine Rechte, und meine Schätze sind alle im Himmel - und dort soll auch mein Herz sein. In sehr kurzer Zeit (und vielleicht plötzlich) kann ich in die unsichtbare und ewige Welt weggenommen werden - wo alles, was jetzt so viel Getue auf Erden verursacht - für mich nicht mehr Bedeutung hat - als die Ereignisse, die unter vorsintflutlichen Wesen stattfanden!

In der Stunde, wo der Tod die Tür in die Ewigkeit öffnen wird - werden viele Dinge, die jetzt eine ‚gewichtige Miene' annehmen, so leicht und unwesentlich wie ein Kindertraum gefunden werden!

Wie entscheidend also ist es für mich - wachend vorgefunden zu werden, mit brennender Leuchte, fleißig beschäftigt mit meiner richtigen Berufung! Denn der Herr hat mich nicht berufen, Regierungen in Ordnung zu bringen - sondern das Evangelium zu predigen, die Herrlichkeit Seines Namens zu verkündigen, und danach zu streben, Seelen zu gewinnen! „Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!" (Lukas 9,60). Glücklich ist jener Knecht, den sein Meister bei diesem Tun vorfindet, wenn Er zurückkehrt!

Da sie mich zu einer Antwort genötigt haben - haben mich sowohl Pflicht wie Liebe gezwungen, bei der Wiedergabe meiner Gedanken ehrlich und frei zu sein.

Ich empfehle sie der Fürsorge und dem Segen des großen Hirten und Erlösers an; und bleibe um Seiner Willen, ihr gütiger Freund und Bruder,

John Newton

 (Puritanischer Geistlicher im Zeitalter der Revolution, 1725 - 1807)