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Hunt, Dave

Unser monatlicher, spezieller Artikel aus Dave Hunts Buch mit demselben Titel.

Ist Sehen wirklich Glauben?

Frage: Ein berühmtes Sprichwort lautet: „Sehen ist glauben.“ Doch die Bibel sagt: „Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen“ (2 Korinther 5,7). Diese beiden Vorstellungen scheinen in direktem Konflikt miteinander zu stehen. Welche ist richtig?

Antwort: Das erste Sprichwort kann, obwohl teilweise wahr, sehr täuschend sein; das zweite ist vollkommen wahr. Während es hilft, etwas mit den eigenen Augen zu „sehen“ oder eine Begebenheit mitzuerleben, „sieht“ man nicht immer akkurat. Somit ist „sehen“ nicht immer ein hinreichender Grund zum Glauben. Auch ist das „Sehen“ nicht wesentlich fürs Glauben, weil wir offensichtlich an vieles glauben, das wir nie gesehen haben.

Niemand hat je die Schwerkraft gesehen, obgleich wir beobachtet haben, was wir für ihre Wirkungen halten. Auch hat kein Wissenschaftler je Energie gesehen, aber wir halten sie nun für den Stoff, aus dem das gesamte Universum gemacht ist.

Überdies kann der Augenschein täuschen…. Eine Fata Morgana kann bewirken, dass der brennende Sand einer trockenen Wüste wie Wasser aussieht. Ein Bühnenzauberer kann seine Zuschauer darin täuschen, das Unmögliche zu „sehen“. In der Tat „sehen“ wir in keinem Fall wirklich das, worauf wir schauen. Der Leser sieht nicht wirklich die Seite und den Druck dieses Buches. Was er „sieht“ ist der Eindruck, den seine Gehirnzellen von einer Reflektion erhalten, die durch Lichtwellen in seine Augen und dann entlang der Nervenverbindungen zum Gehirn getragen wurde. Ob dieser Eindruck genau wiedergibt, wie die Seite und die Tinte wirklich „aussehen“ oder wirklich „sind“, können Sterbliche nie wissen. Somit ist „Sehen“ nicht das, wofür man es hält, und gewiss nicht die beste Grundlage um zu glauben. Der britische Astronom Sir James Jeans verkündete:

Die hervorragende Leistung der Physik im zwanzigsten Jahrhungert ist nicht die Relativitätstheorie… oder die Quantentheorie… oder die Zerteilung des Atoms… [sondern] es ist die allgemeine Erkenntnis, dass wir noch nicht in Kontakt mit der letzten Wirklichkeit sind. [The Mysterious Universe (The MacMillan Company, 1929), p. 140]

Die Worte Jesu, als Er sich dem ungläubigen Thomas zeigte, sind sehr lehrreich: „Thomas, du glaubst, weil du mich gesehen hast; glückselig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Johannes 20,29). Über den auferstandenen Christus, nun zur rechten Hand des Vaters im Himmel, schrieb Petrus: „Ihn liebt ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an ihn glaubt ihr, obgleich ihr ihn jetzt nicht seht, und über ihn werdet ihr euch jubelnd freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude,“ (1 Petrus 1,8). Wenn „Sehen Glauben ist“, dann könnten die heute Lebenden… nicht an Ihn glauben.

Wenn „Sehen ist Glauben“ tatsächlich wahr wäre, könnte niemand jemals an Gott glauben, weil Er „in einem unzugänglichen Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann…“ (1 Timotheus 6,16). Der Apostel Johannes verkündet, „Niemand hat Gott jemals gesehen“ (Johannes 1,18; 1 Johannes 4,12). Doch wir sollen an Gott glauben, und eine Vielzahl intelligenter Leute macht es, ohne Ihn je gesehen zu haben. Offensichtlich also bezieht der Glaube nicht das Sehen mit den eigenen Augen ein, sondern der Glaube nimmt Kontakt mit dem auf, was unsichtbar ist. Das große Glaubenskapitel der Bibel beginnt mit „Es ist aber der Glaube… eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.“ (Hebräer 11,1)….

Die wichtigsten Elemente in diesem physischen Leben (Liebe, Freude, Friede, Zweck, Zufriedenheit, Wahrheit, Gerechtigkeit, usw.) können weder gesehen noch erklärt werden…. Der Nobelpreisträger Sir John Eccles erklärte, dass die neue Erkenntnis, der Verstand sei eine nichtphysische Einheit, den Zusammenbruch des wissenschaftlichen Materialismus verursacht hat [With Daniel N. Robinson, The Wonder of Being Human—Our Brain & Our Mind  (New Science Library, 1985), p. 54]. Nobelpreisträger Erwin Schrödinger, der eine wesentliche Rolle dabei spielte, der Welt die heutige neue Physik zu geben, drückte es sehr unverblümt aus:

Das wissenschaftliche Bild der wirklichen Welt um mich… ist entsetzlich still über alles… das wirklich nahe an unserem Herzen ist, das uns wirklich etwas bedeutet…. Es weiß nichts von… gut oder schlecht, Gott oder Ewigkeit…. Woher kam ich und wohin gehe ich? Dies ist die große unergründliche Frage, dieselbe für jeden von uns. Die Wissenschaft hat keine Antwort darauf. [Cited in Quantum Questions: Mystical Writings of the World’s Great Physicists,  ed. Ken Wilbur (New Science Library, 1984) pp. 81-83]

„Sehen“ hat beträchtliche Begrenzungen und hat deshalb wenig mit „glauben“ zu tun und nichts mit „ dem Glauben“. Wenn wir jene wichtigsten Dinge im Leben wissen sollen – welche die Wissenschaft nicht enthüllen kann und über die sie nichts zu sagen hat (Liebe, Freude, Friede, Wahrheit, Zweck, usw.) – müssen wir Glauben haben. Doch diese Aussage führt sofort zur schwerwiegenden Frage, wie man denn überhaupt an etwas glauben kann, was man nie gesehen hat und tatsächlich nicht sehen kann. Der Glaube muss auf der Grundlage von Beweisen stehen, die unabhängig von physischem Sehen und wissenschaftlicher Verifikation, jedoch unwiderleglich sind.