F.B. Meyer und der Aufruf zu vom Geist bevollmächtigten Zeugnisgeben | thebereancall.org

Wilkinson, Paul Richard

Im Sommer 1917 machten zwei britische Baptistenpastoren, J.S. Harrison und Alfred Bird einen dringenden Aufruf an F.B. Meyer (1847-1929), „wahrscheinlich der meist gefeierte Baptistenpastor des frühen zwanzigsten Jahrhunderts“. Die Schlachtfelder Europas waren übersät von Millionen Kriegstoten, als Harrison und Bird Meyer ermutigten, einen dringenden Weckruf an die Kirche in Bezug auf das Zweite Kommen Christi zu machen. Meyer kontaktierte darauf Alfred Henry Burton (Brüder) und Earl Legh Langston (Anglikaner), Vorsitzender und Schriftführer der Prophecy Investigation Society [Gesellschaft zur Untersuchung von Prophetie].

Die Prophecy Investigation Society (P.I.S) wurde am 24. Mai 1842 gegründet, als Henry Montagu Villiers, später Bischof von Durham, eine Konferenz in der St. George’s Anglican Church in Bloomsbury, London einberief. Die Albury Park (Surrey, England) und Powerscourt (Dublin, Ireland) Konferenzen der 1820er und 1830er, die eine Reihe von führenden evangelikalen Gelehrten Britanniens zusammenbrachten, hatten ihn inspiriert. Viele Teilnehmer der Albury Park Konferenzen halfen, die neue Gesellschaft zu gründen, die, wie Villiers in seiner Eröffnungsrede 1842 erläuterte, „die Gewissheit, die Art und biblische Bedeutung des Zweiten Kommens“ untersuchen sollte“. Angesehene Bibelprophetie Autoren traten bei, einschließlich David Baron, W.E. Vine, J.C. Ryle und Sir Robert Anderson, früherer Assistant Commissioner der Metropolitan Police, der das Criminal Investigation Department von Scotland Yard während des ‚Jack the Ripper‘ Falls leitete. Anderson war enger Freund von John Nelson Darby, dem Gründungsvater der Plymouth Brüder, und predigte mit Darby in Südirland. Als die P.I.S. Anderson bat, ein Handbuch über Daniel 9 und die Prophetie der „70 Wochen“ zu schreiben, schrieb er seine schließlich letzte Abhandlung namens Unfulfilled Prophecy and ‘The Hope of the Church’ (1917). Er appellierte abschließend:

Wenn schon sehr wenige Christen allerorten anfangen würden, ‚oft miteinander‘ über das Kommen des Herrn zu sprechen, würden sie bald zusammenkommen, um für Seine Rückkehr zu beten… und das Gebet zu sprechen, was Er Selbst uns gegeben hat, ‚Ja komm Herr Jesus.‘“

Zurück zum Sommer 1917, als F.B. Meyer Burton und Langston wegen des Bedarfs einer neue Kampagne kontaktierte, die Rückkehr Christi zu verkünden. Am 15. Oktober 1917 richtete Meyer ein Gebetsfrühstück in London aus, zu dem er eine kleine Gruppe seiner geistlichen Freunde einlud. Er bat sie zu überlegen „ob es hinsichtlich der aktuellen Geschehnisse in Europa nicht wünschenswert wäre, die Kirche wachzurufen, die Abgleichung dieser Ereignisse mit den vorhergesagten Zeichen der Zweiten Ankunft des Herrn zu bedenken.“ Eine zuvor geschriebene Erklärung wurde der Gruppe als Diskussionsgrundlage vorgestellt. Wie sich Meyer später erinnerte, „war die einhellige Meinung, die Stunde sei reif dafür, einen Aufruf an die Kirche zu senden.“ Ein zweites Gebetsfrühstück folgte und eine Erklärung, bekannt als das ‘Advent Testimony Manifesto’, wurde fertiggestellt. Die Ereignisse nahmen von nun an eine dramatische Wendung.

Am 2. November 1917 billigte David Lloyd Georges Regierung formell in einem Brief, geschrieben vom britischen Außenminister Arthur Balfour an Lord Rothschild von der Zionist Federation, „die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ (die Balfour Declaration). Es schien Meyer und seinen Kollegen, dass ihnen der Herr selbst ein deutliches Signal geben würde, weiterzumachen. Das sieben Punkte Manifest wurde am 8. November an die britische Presse verteilt. Es trug den Titel, ‚die Bedeutung der Stunde‘, in der die jeden Moment mögliche Entrückung der Gemeinde, die unmittelbar bevorstehende Wiederherstellung Israels und die heutige Aufgabe der Christen, hervorgehoben wurden. Meyer erläuterte einige der Folgerungen des Manifests und betonte besonders den Auftrag, den der Herr Seiner Gemeinde gegeben hatte:

„Die drängende Pflicht der Kirche ist es, Zeugnis zu geben. Sie soll diese und ähnliche Wahrheiten, wie sie in der Schrift stehen, bezeugen…. Gewiss wird solches Zeugnisgeben Abneigung und Widerstand nach sich ziehen. Das war immer so. Zeugen sind oft Märtyrer. Aber ihr Leben, Charakter und Worte sind die Samen, die das Leben tragen, wie die Seevögel die Keime der Vegetation zu den Koralleninseln tragen.“

Das Komitee der Prophecy Investigation Society unterstützte das Manifest einmütig. Die persönliche Ansprache Meyers veranlasste sie, ihm bei der Organisation „einer öffentlichen Versammlung in Queens Hall über das Kommen des Herrn“ zu helfen. Sie bürgten für den Veranstaltungsort mit der fürstlichen Summe von £158. Alle Teilnehmer am Queens Hall Treffen am 13. Dezember 1917 mussten noch mit den dramatischen Nachrichten über General Allenbys Befreiung Jerusalems gerade vier Tage zuvor klarkommen.

Einer der Redner in Queens Hall an jenem Tag war Pastor William Fuller Gooch (1843-1929). Von puritanischer Abstammung predigte sein Vater, ein Wesley Methodist, bis er 83 war. Fuller Gooch legte bei seiner Ansprache an die 3.000 in London die Betonung nicht auf Studieren und Zerlegen von Bibelprophetie, sondern auf Anbetung und Sehnsucht nach Jesus. Seine Worte sind heilsam für heute:

„Unser Verlangen als kleine Kinder ist, zu Füßen unseres kommenden Herrn zu sitzen, von Ihm zu lernen, und nicht irgendeiner Interpretationsschule zu folgen, sondern Ihm und Seinen eigenen kostbaren Worten als Jünger zu folgen…. Wir unterscheiden Zeichen; wir schätzen ihre ernste Bedeutung; wir studieren Zeichen im Licht des göttlichen Wortes. Aber wir suchen nicht nach Zeichen. Wir suchen Christus…. Er kommt und… obwohl es stimmt, dass der Tag, wo Seine Füße auf dem Ölberg stehen, vielleicht noch fern ist… macht das keinen Unterschied für die glückselige Hoffnung, die Er Seinen erlösten, wachenden, wartenden, glaubenden Dienern gegeben hat – dass Er für sie jeden Augenblick kommen kann.“

Als G. Campbell Morgan, der Vorgänger von Dr. Martyn Lloyd-Jones in der Westminster Chapel in London war, von Fuller Goochs Tod 1929 hörte, würdigte er ihn so: „Es reicht, zu sagen, dass es viele Jahre keinen Mann in England gab, für den ich größeren Respekt als Ausleger des Wortes empfunden habe.“ Fuller Gooch wird den meisten Leuten unbekannt sein, aber ich erwähne ihn in diesem Artikel nicht bloß aufgrund seiner Rolle, die er bei Gründung des PWMI spielte, sondern wegen seines Fokus auf den Herrn Jesus und der Betonung der notwendigen beständigen Befähigung durch den Heiligen Geist, was leider in vielen Teilen der Pretrib und Pro Israel Gemeinde fehlt. In einer Predigt, wo er die Betonung von Denominationen als Hindernis für Evangelium und Wachstum des Christen verwarf, erklärte Fuller Gooch:

„Insofern als die Kirche von pfingstlichen Prinzipien und Wegen losgekommen ist, war es nicht durch die Führung des Geistes, sondern weil sie nicht in Seinen Wegen wandelt; und der Mangel an pfingstlicher Kraft darf gewiss des Mangels an pfingstlicher Praxis zugeschrieben werden.“

Wie wir sehen werden, war F.B. Meyer genau so, wenn nicht mehr, vom Bedürfnis des Gläubigen überzeugt, die Befähigung des Heiligen Geistes zu empfangen.

Meyer war in London geboren und von deutscher Abstammung (sein Urgroßvater war enger Freund des Komponisten Johann Sebastian Bach). Er war viel geliebter Pastor, ein unermüdlicher Streiter für die Armen und Bedürftigen, ein eindrucksvoller Kreuzfahrer gegen Unmoral und eifriger Unterstützer von Auslandsmissionen. Er war populärer Autor von Biographien und Andachtsbüchern, fünf Millionen Exemplare seiner Bücher wurden zu seinen Lebzeiten veröffentlicht. Meyer war Präsident des Free Church Council (1904), der World’s Sunday School Association (1907), und der Baptist Union (1907). Der Daily Telegraph beschrieb ihn als „Erzbischof der Freikirchen“, British Weekly bejubelte ihn wegen seiner vielen Überseereisen als „Evangelikalen Kometen unseres Zeitalters“. 1899 beschrieb ihn der New York Observer als Prediger von „internationalem Ruf“, dessen Dienste „von Gemeinden im weiten und wachsenden Weltreich des Christentums beständig gesucht werden“. Die New York Times berichtete häufig über seine Besuche in Amerika. Sein Ruf war so bedeutend in den USA, dass Meyer 1898 nach Washington D.C. eingeladen wurde, um den Senat mit Gebet zu eröffnen. Er sprach ausführlich mit Präsident William McKinley, und hinterließ bleibenden Eindruck bei ihm. So außerordentlich seine Leistungen waren, ließ er keinen Zweifel, wem er das verdankte: Er sagte einmal:

„Ich bin bloß ein einfacher Mann. Ich habe keine besonderen Gaben. Ich bin kein Redner, Gelehrter, tiefgründiger Denker. Sollte ich etwas für Christus und meine Generation getan haben, liegt das daran, dass ich mich Christus Jesus ganz hingegeben habe und dann versuchte, alles zu tun was Er wollte, dass ich tue.“

F.B. Meyer war einer der „ältesten und getreuesten Redner“ bei der jährlichen Keswick Convention im Seendistrikt. Während einer solchen Tagung 1887 hörte er Hudson Taylor von der China Inland Mission reden, als er plötzlich erkannte, dass etwas in seinen christlichen Wandel und Dienst fehlte. Er war wiedergeboren, und hatte als Pastor fünfzehn Jahre gedient, und doch sah er, dass Hudson Taylor etwas besaß, das er nicht hatte, nämlich die pfingstliche Gabe, oder Taufe des Heiligen Geistes. An diesem Abend ging er vom Keswick Zelt weg und auf einen Hügel. Wie er sich erinnerte:

„Ich war zu müde, um mir den Kopf zu zerbrechen, so verließ ich das Gebetstreffen. Beim Gehen sagte ich, ‚Mein Vater, wenn es hier auf diesen Hügeln einen gibt, der die Gabe von Pfingsten braucht, bin ich es. Ich möchte den Heiligen Geist, aber ich weiß nicht, wie ich ihn empfangen kann und ich bin zu müde, intensiv zu denken, zu fühlen, oder zu beten.‘ Dann sagte mir eine Stimme, ‚Wie du Vergebung vom sterbenden Christus erhalten hast, nimm den Heiligen Geist vom lebendigen Christus und glaube, dass die Gabe dein ist durch einen Glauben, dem es vollkommen egal ist, ob die resultierende Freude an- oder abwesend ist. Nach deinem Glauben soll sie dein sein.‘ Da wandte ich mich an Christus und sagte, ‚Herr, wie ich diesen Hauch warmer Nachtluft atme, so hauche Deinen Gesegneten Geist in jeden Teil von mir.‘ Keine Hand legte sich mir auf den Kopf, es gab keine züngelnde Flamme, kein Brausen vom Himmel: sondern durch Glauben ohne Rührung, ohne Erregung, nahm ich, nahm das erste Mal und nahm seither ständig.“

In seinem Buch Elijah and the Secret of His Power, das er im folgenden Jahr schrieb, konzentrierte sich Meyer auf Pfingsten, nicht als historisches Ereignis, sondern als jetzige Notwendigkeit:

„Er [der Herr Jesus] gab an Pfingsten keine Erfahrung, die Er nicht beibehalten würde oder könnte. Pfingsten sollte einfach Muster und Typus all der Tage aller Jahre des derzeitigen Zeitalters sein. Sollte unser Zeitalter weit unter dies gesegnete Niveau gefallen sein, liegt es nicht am Versagen Gottes, sondern weil die Gemeinde diese heilige Lehre missachtet hat. Christen nahmen wohl an, das Erfüllt werden mit dem Heiligen Geist sei das Privileg weniger; die Mehrheit hielt es für außerhalb ihrer Reichweite. Die Gemeinde war einfach gelähmt mangels der einzigen Kraft, die ihr in ihrem Konflikt mit der Welt helfen kann…. Wir können unsere wahre Position nie wiedererlangen oder halten, bis alle Gläubigen erkennen, dass die Erfüllung mit Heiligem Geist für sie gleich ist wie bei den ersten Christen…. Er ist zweifellos in uns, wenn wir Christen sind. Aber wir dürfen nicht ruhen, bis Er in Kraft in uns ist…. Es darf keine Zurückhaltung, kein Hinhalten geben…. Die ganze Natur muss entriegelt werden, und jeder Teil muss sich fügen. Es ist Naturgesetz, dass Kräfte in Richtung des geringsten Widerstandes wirken. Wir wollen uns dem Wirken des Heiligen Geistes überhaupt nicht widersetzen. Wer sich am wenigsten widersetzt, wird am meisten besitzen.“

Einige Jahre später besuchte ein New Yorker Zeitungsreporter eines von Meyers Treffen und war deutlich von dem betroffen, was er hörte. Er schrieb: „Man versuchte keine Redekunst, keine Anstrengung, großartige Gedanken zu produzieren… doch man spürte, in der Botschaft lag Kraft.“

Mit Meyers Worten: wollen wir allem widerstehen, was sich nicht an der Schrift ausrichtet, einschließlich jeder Menschentradition in der Kirche, die uns an Lehren und Praktiken ohne biblische Grundlage bindet, und stattdessen alles besitzen, was der Herr für uns hat, damit wir bessere Zeugen für Ihn sind. Folglich, wollen wir uns daran erinnern, was der Herr selbst betont hat, als Ihn Seine Jünger über Israels Wiederherstellung befragten:

„Da fragten ihn die, welche zusammengekommen waren, und sprachen: Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel die Königsherrschaft wieder her? Er aber sprach zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, die Zeiten oder Zeitpunkte zu kennen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat; sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde“ (Apostelgeschichte 1,6-8, Hervorhebung durch den Autor).

Dank an Paul Wilkinson für die Erlaubnis, diesen Artikel zu veröffentlichen!