Zwei Ahnenreihen für Jesus
Frage: Für Christus gibt es zwei unvereinbare Ahnenreihen, die seine Abstammung über Josef zurückverfolgen. Matthäus sagt, Josefs Vater war Jakob, aber Lukas sagt, sein Vater war Eli. Zumindest eine ist falsch, da beide nicht wahr sein können, wir wissen aber nicht welche. Wahrscheinlich sind beide falsch. Wie können Christen überhaupt beide verteidigen, da Josef in beiden Jesu Vater ist. Sie bestreiten somit die Jungfrauengeburt.
Antwort: Wenn man entschlossen die Bibel als falsch beweisen will, um seinen Unwillen, an Gott zu glauben, zu rechtfertigen, dann bietet dieses Argument wohl eine gute Möglichkeit, obgleich es beträchtliche mentale Gymnastik braucht, es beizubehalten. Andererseits löst etwas Nachdenken – und Fairness – das scheinbare Problem.
Zunächst sagen weder Matthäus noch Lukas, Josef sei der Vater Jesu, oder deuten es auch nur an. Im Gegenteil, beide berichten unmissverständlich die Tatsache, dass Maria Jungfrau war, als Jesus geboren wurde. Man kann gerne die Jungfrauengeburt Christi ablehnen, aber es ist absurd, diese Ablehnung mit der Behauptung zu rechtfertigen, dass Matthäus und Lukas trotz eindeutiger Aussagen, Josef sei nicht der Vater, dann noch gerade das Gegenteil sagen und eine Ahnenreihe vorstellen, die besagt, Josef war der Vater.
Betrachten wir die Ahnenreihen. Matthäus nennt Josef gewissenhaft „Mann der Maria“, und nicht Vater. Er erklärt diese offenkundige Anomalie: als „Maria mit Joseph verlobt war, noch ehe sie zusammengekommen waren, erwies es sich, dass sie vom Heiligen Geist schwanger geworden war.“ Er erklärt, Josef „erkannte sie nicht [kein Geschlechtsverkehr], bis* sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte“ (Matthäus 1,25; vgl. 1,16.18). Außerdem erklärt Matthäus, die Geburt Jesus habe alttestamentliche Prophezeiungen erfüllt: „»Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären; und man wird ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: »Gott mit uns«“ (V. 23, Jesaja 7,14).
Die Ahnenreihe in Matthäus ist bestimmt die von Josef. Das wird durch den Gebrauch des Wortes „zeugte“ für jede Generation deutlich, und endet mit „Jakob zeugte den Joseph, den Mann der Maria“ (1,16). Obgleich Josef nicht Jesus Vater war, war er Haupt des Haushalts und funktionierte als „Adoptivvater“. Weil die königliche Linie durch die Männer verlief, musste Josef aus dem Haus Davids sein.
Lukas Ahnenreihe ist genauso klar die von Maria. Das Wort „zeugte“ wird nicht verwendet. Lukas sagt, Jesus „war, wie man meinte, ein Sohn Josephs“, der „des Eli“ war (Lukas 3.23). Das Wort „Sohn“ steht nicht im Original. Offensichtlich war Josef der Schwiegersohn Elis, Marias Vater.
Logische Übereinstimmung
Lukas gibt den vollen Bericht vom Erscheinen des Engels Gabriel, der Maria mitteilt, sie würde den Messias auf die Welt bringen. Ihre erstaunte Antwort steht da: „Wie kann das sein, da ich von keinem Mann weiß [kein Geschlechtsverkehr]?“ (1,34). Lukas deutet überhaupt nicht an, Josef sei der Vater Jesus und macht deutlich, er war es nicht: Sie war Jungfrau und der Messias in ihr wurde vom „Heiligen Geist“ empfangen (1,35). Direkt danach wird Lukas bestimmt keine Ahnenreihe bringen, die uns sagt, Josef sei am Ende doch der Vater Jesus! Lasst uns Matthäus wie Lukas zumindest vernünftige Intelligenz zubilligen.
Lukas würde auch Matthäus nicht widersprechen und für Josef eine vollkommen andere Ahnenreihe erfinden. Matthäus sagt uns, Jakob sei der Name von Josefs Vater und zeichnet seine komplette Ahnenreihe auf. Die Aufzeichnungen befanden sich im Tempel und wurden auch von jeder Familie aufbewahrt. Sogar ohne Blick in die Aufzeichnungen würde Lukas zumindest den Namen von Josefs Vater und Großvater kennen, indem er mit Freunden und Nachbarn spricht. Und er würde keine ganze Ahnenreihe geben, ohne ihre Genauigkeit zu kennen. Lukas kannte gewiss die Tatsachen, „der ich allem von Anfang an genau nachgegangen bin… (Lukas 1,3) und hat sorgfältig recherchiert, um seinem Freund Theophilus von „der Gewissheit der Dinge…“ (1,4) in Kenntnis zu setzen. Man kann daraus nur schließen, er beschreibt die Ahnenreihe über Maria, der Mutter Jesu, und es gibt guten Grund, warum er es getan hat.
Dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde, bedeutete, Er hatte nichts von König Davids Blut durch männliche Nachkommen in Seinen Venen. Um daher mit David leiblich verwandt zu sein, war es erforderlich, dass Seine Mutter von David abstammte. Folglich gibt uns Lukas, dessen Fokus bis jetzt beinahe ausschließlich auf Maria liegt, die fehlende Information über Marias Ahnenreihe. Anderes zu behaupten hieße zu sagen, Matthäus und Lukas seien beschränkt gewesen, was klar der Intelligenz und Aufrichtigkeit widerspricht, für die ihre kompletten Zeugnisse so deutlich und überzeugend Zeugnis geben.
*Matthäus macht ziemlich deutlich, dass Maria und Josef nach der Geburt Jesu eine normale Ehe führten, und bestreitet somit das Dogma von Marias „immerwährender Jungfernschaft“, die einige Jahrhunderte später erfunden wurde. Das ist stimmig mit der Beschreibung von Jesus als Marias Erstgeborenem sowohl bei Matthäus wie bei Lukas (Matthäus 1.25; Lukas 2,7), was die spätere Geburt weiterer Kinder einbezieht, die oft ihre Mutter Maria begleiteten (Matthäus 12,46; Markus 3,32; Lukas 8,20). Einige ihrer Namen wurden sogar für uns aufgezeichnet (Matthäus 13,55-56).
— Auszug aus Verteidigt den Glauben (Seiten 95-98 – englische Originalausgabe) von Dave Hunt