Verteidigt den Glauben 2015_02 | thebereancall.org

Hunt, Dave

Verwirrung über Hahnenschreie

Frage: Jesus sagt Petrus in Matthäus, Lukas und Johannes, er werde Ihn dreimal verleugnen, bevor der Hahn einmal am nächsten Morgen krähen wird. Doch Jesus sagt Petrus in Markus 14 genauso deutlich, er werde leugnen, bevor der Hahn zweimal kräht. Können sie mir helfen, diesen offensichtlichen Widerspruch zu klären?

Antwort: Dies ist ein weiterer scheinbarer Widerspruch, den die Skeptiker und Kritiker beim Versuch, die Bibel in Verruf zu bringen, ausgenutzt haben. Etwas Abklärung und klares Denken zeigen, sie sind überhaupt keine Widersprüche. Die Tatsache, dass in den vier Evangelien wirklich verschiedene Sprache verwendet wurde, beweist, die Verfasser kopierten nicht alle von „Q“ oder einem solchen Dokument, von dem die Kritiker theoretisierten. Es zeigt auch, die Inspiration des Heiligen Geistes zerstörte nicht die Ausdrucksfreiheit verschiedener Zeugen. Und gerade diese Ausdrucksfreiheit erklärt viele der scheinbaren Widersprüche.

Vergleichen wir sorgfältig die in allen vier Evangelien erzählte Geschichte. Matthäus 26,34 sagt „ehe der Hahn kräht“, während Lukas 22,34 und Johannes 13,38 die negative Form „der Hahn wird nicht krähen“ verwenden. Offensichtlich bezieht sich Christus nicht auf einen einzelnen krähenden Hahn, noch auf Hähne, die einmal krähen, sondern auf den „morgendlichen Hahnenschrei“. So drückt sich Markus 13,35 zum Beispiel aus beim Bezug auf die Zeit („am Abend oder zur Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen“), zu der Christus zurückkommen kann. Jesus warnt Petrus also, er werde seinen Herrn vor dem üblichen Hahnenschrei am nächsten Morgen dreimal verleugnet haben. In der Tat stimmen alle vier Evangelien überein, dass das geschah.

Markus widerspricht den anderen Evangelien nicht, sondern gibt einfach ein weiteres Detail von Christi Warnung an Petrus, und dadurch weitere Einsicht. Er lässt uns wissen, dass Christus Petrus auch sagte: „ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“ (14,30). Das an sich war eine besondere Aussage. Wenn Hähne anfangen zu krähen, folgt dem ersten Krähen rasch das zweite, dritte, vierte, und viele weitere Hahnenschreie ergeben einen Chor, wenn viele Hähne in der Nachbarschaft sind.

Obgleich Petrus das erste Mal an diesem Morgen lange vor der Zeit des „Hahnenschreis“ leugnete, zeigt Markus (14,66-72) dann auf, krähte doch ein Hahn (oder vielleicht mehrere) unmittelbar, nachdem die Worte aus Petrus Mund waren. Woher wissen wir, dass dieses erste Krähen lange vor der Zeit des „Hahnenschreis“ war? Obgleich nicht gesagt wurde, wie viel Zeit zwischen dem ersten und zweiten Leugnen verstrich, informiert Lukas uns (22,59), dass „ungefähr eine Stunde“ zwischen dem zweiten und dritten Leugnen lag.

Eine gnädige erste Warnung unbeachtet

Das unübliche Krähen eines Hahnes eine Stunde oder mehr vor der normalen Zeit und unmittelbar nach Petrus erstem Leugnen hätte ihn zur Buße bringen sollen – dafür hatte der Herr ohne Zweifel diese spezielle Warnung und ungewöhnlichen Umstände vorgesehen. Obgleich Petrus geschworen hatte, er würde für Christus sterben, machte er mit dem Leugnen seines Herrn noch zweimal weiter, zuletzt mit extremer Ruchlosigkeit (Markus 14,71). Sofort nach dem dritten Leugnen erklang der Morgenchor der Hähne (der „Hahnenschrei“), und schließlich ging Petrus reumütig hinaus und weinte bitterlich (Matthäus 26,75; Lukas 22,62).

Die Offenheit der Berichte zeigt sich in der Tatsache, dass keiner den anderen wiederholt, sondern jeder ein Informationsstück liefert, das für das Ganze notwendig ist. Und die Inspiration Gottes, die führte, was jeder sagt, obgleich aus unabhängigem Blickwinkel, erkennt man darin, dass dies bemerkenswerte Ineinandergreifen aller vier Zeugnisse notwendig ist, um uns das ganze Bild zu geben.

Weil wir durch hinreichend gründliche Untersuchung in Einklang brachten, was zuerst wie ein Widerspruch aussah, haben wir eine wertvolle Lektion gelernt. Wir sehen Gottes Gnade für Petrus, die einen oder mehrere Hähne unmittelbar nach seinem ersten Leugnen verfrüht krähen lässt, um ihn abzuhalten, weiterzumachen. Und hat Gott nicht jedem von uns zu Zeiten ähnliche Warnungen gegeben, um uns an der Schwelle zu Schande und Unglück zurückzurufen? Manchmal haben wir gehört, indes zu anderen Zeiten haben wir wie Petrus weiter gemacht, bis wir von Gewissensbissen überwältigt in Reue geweint haben.

Auszug aus Verteidigt den Glauben (Seiten 98-100 – englische Originalausgabe) von Dave Hunt