Verteidigt den Glauben 2015_09 | thebereancall.org

Hunt, Dave

War Stephanus verwirrt?

Frage: In seiner Rede vor dem Synedrium sagte Stephanus in Apostelgeschichte 7,15-16, Jakob sei in Sichem begraben, „die Grabstätte… welche Abraham… von den Söhnen Hemors… kaufte.“ Dagegen sagt 1 Mose 50,13 eindeutig, Jakob sei in Hebron begraben, in der Höhle von „Machpelah, die Abraham… von Ephron, dem Hettiter kaufte.“ War Stephanus verwirrt? Es beunruhigt mich sehr. Warum inspirierte Gott ihn nicht, alles richtig zu sagen?

Antwort: Da Lukas inspiriert vom Heiligen Geist schrieb, dürfen wir sicher sein, dass Stephanus sagte, was Lukas aufschrieb. Wir dürfen Lukas keine Fehler unterstellen. Die offensichtlichste Möglichkeit ist daher, dass Stephanus tatsächlich verwirrt war. Das wirft kein schlechtes Licht auf die Bibel, noch weniger beweist es, dass die Bibel nicht Gottes Wort ist, wie die Skeptiker gerne behaupten.

Denken Sie daran, die Bibel verzeichnet die Worte vieler Personen, die eindeutig nicht von Gott inspiriert waren: Die Ausreden Adams und Evas, Kains Lüge, schuldlos an Abels Mord zu sein, die langatmigen Reden von Hiobs „Tröstern“, Pharaos Anklagen gegen Moses und Aaron, König Sauls Drohungen gegen David, die Anschuldigungen des Hohepriesters gegen Jesus und so weiter. Die Bibel garantiert nicht die Wahrheit jeder Rede, die sie verzeichnet, es sei denn es ist klar, dass die Person von Gott inspiriert sprach.

Genauso wenig wie bei vielen anderen, deren Worte in der Schrift stehen, steht nicht da, Stephanus habe unter Inspiration des Heiligen Geistes geredet. Die Bibel versucht nicht, die Sünden oder Irrtümer sogar ihrer größten Persönlichkeiten wie Abraham und David zu verbergen, warum also sollte Stephanus vor einem Versprecher geschützt sein? Wir wollen jedoch etwas tiefer schauen, um zu sehen, ob und wie sehr Stephanus tatsächlich verwirrt war.

Zunächst sagte Stephanus nicht ausdrücklich, Jakob sei in Sichem begraben. Er sagte es so: „Jakob aber zog nach Ägypten hinab und starb, er und unsere Väter. Und sie wurden herübergebracht nach Sichem und in das Grab gelegt, das Abraham um eine Summe Geld von den Söhnen Hemors, des Vaters Sichems, gekauft hatte“ (Apostelgeschichte 7,15-16). Sein Bezug auf „unsere Väter“ schloss Jakob nicht ein („er und unsere Väter“), sondern seine Söhne. Die „Väter“ wurden in Sichem bestattet. Wir wissen, dass Jakob in der Höhle Machpelah neben Sarah, Abraham, Isaak, Rebekka und seiner Frau Lea begraben wurde. Wissen wir, ob einer von Jakobs 12 Söhnen, der „Väter“ der Juden, tatsächlich in Sichem beerdigt wurde? Ja.

Es wird uns eigens gesagt, Joseph sei in Sichem begraben: „Und die Gebeine Josephs, welche die Kinder Israels aus Ägypten heraufgebracht hatten, begruben sie in Sichem in dem Stück Land, das Jakob von den Kindern Hemors, des Vaters Sichems, um 100 Kesita gekauft hatte….“ (Josua 24,32). Das passt zur Aussage, „Und Jakob kam… bis zu der Stadt Sichem…. Und er kaufte das Grundstück… von der Hand der Söhne Hemors, des Vaters Sichems, für 100 Kesita“ (1 Mose 33,18-19). Wurde Joseph, einer der „Väter“, in Sichem beerdigt, könnte es gut sein, dass einige seiner Brüder, die auch „Väter“ der Kinder Israels waren, dort ebenso beerdigt waren. Das Alte Testament sagt uns nicht, wo sie beerdigt wurden, daher können wir nicht sagen, Stephanus sei diesbezüglich ungenau gewesen.

Eine mögliche Erklärung

Das einzige, verbleibende Problem ist Stephanus Aussage, Abraham habe das Grundstück in Sichem gekauft. Es gibt zwar keine Aufzeichnung, dass Abraham je in Sichem war. Er könnte jedoch sehr wohl bei seinen vielen Reisen durch diese zentral gelegene Stadt gekommen sein. Er könnte sogar dort ein Feld gekauft haben und Jahre später erwarb Jakob ein weiteres Stück dazu. Daher können wir nicht dogmatisch sein, dass die Aussage des Stephanus unwahr war. Er mag damals gewusst haben, was wir heute nicht wissen können.

Auf der anderen Seite könnte sich Stephanus versprochen haben und es wurde in der Bibel genau so, wie er es sagte, aufgeschrieben. Er musste unter schrecklichem Druck gewesen sein, umgeben von denen, die ihn hassten und töten würden. Er hatte alle Elemente der Wahrheit beisammen, brachte sie jedoch leicht und verständlicherweise durcheinander. Stephanus war nur ein gewöhnlicher Sterblicher. Wie wir konnte er Fehler machen. Es ist erfrischend ehrlich, dass die Bibel uns solche Fehler mitteilt, nicht nur bei ihm, sondern auch bei anderen.

Ja, wir erfahren, Stephanus war „voll Heiligen Geistes und Weisheit… voll Glauben und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk“ (Apostelgeschichte 6,3.8). So lernen wir, wir werden nicht zu einem mechanischen Roboter, der sich menschlich nicht irren kann, wenn wir vom Heiligen Geist erfüllt und von Gott inspiriert sind – so lange wie man nicht prophetisch redet, was fehlerlos sein muss.

Warum sollte Gott Stephanus sich irren lassen?

Wenn Stephanus einen Fehler machte, warum hinderte Gott ihn nicht daran? Warum sollte Er? Es machte keinen Unterschied. Die Rabbis reagierten nicht einmal. Vielleicht wurde dieser Fehler und seine Aufzeichnung zugelassen (wenn es denn einer war), uns gerade die Lektion zu lehren, die wir oben erwähnt haben. Ein anderer Grund ist zweifellos, die Glaubwürdigkeit der Bibel in den Augen des ehrlichen Suchers zu stärken, der sie untersucht, ob man ihr trauen kann. Tatsächlich fällt der ehrliche Bericht dieser kleinen Ungenauigkeit zugunsten der Bibel aus.

Wäre die Bibel als absichtlicher Betrug Jahrhunderte oder gar Jahre später geschrieben und diese Rede einfach als Teil einer fiktiven Geschichte fabriziert worden, hätten die Fälscher solch einen Fehler sicher nicht gemacht. Sie hätten bestimmt im Alten Testament alles nachgeschaut, was sie nicht sicher wussten, um sicherzustellen, dass sie es richtig machten. Das Alte Testament ist konsistent und Fälscher wären sicher bei dieser Geschichte geblieben und hätten diesen scheinbaren Widerspruch vermieden.

Die Tatsache, dass dieser offensichtliche Fehler in Stephanus Rede blieb, ist weiterer Beweis, dass die Bibel eine ehrliche Aufzeichnung ist. Überdies zeigt es, dass kein späterer Schreiber wagte, diesen Irrtum zu „korrigieren“. Und diese Tatsache zeigt wieder einmal die Ehrfurcht, mit der Kopisten Gottes unfehlbares Wort behandelten und es unterließen, damit herumzuhantieren, sogar wenn es ein Fehler zu sein schien, den man korrigieren musste.

Auszug aus Verteidigt den Glauben (Seiten 113-16 – englische Originalausgabe) von Dave Hunt